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11.07.2022
documenta fifteen in Kassel
Entdeckungen jenseits des Skandals
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Reiner | 13.07.2022 10:36 UhrGeneralverdachht
Warum wird ständig subtil angedeutet, dass es sich um mehrere Ausstellungsstücke mit antisemitischen Inhalt handelt. Trotz intensivster Suche interessierter Akteure, gibt es neben peoples justice bislang kein nachgewiesenen Werk
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Claus | 12.07.2022 21:45 UhrBlindheit vor dem Sumpf
@Hinrich Schoppe: was meinen Sie denn genau, wenn Sie von "hysterischem Aktionismus" und den "üblichen Berufsempörern" schreiben?
Ich empfinde es nicht als Bagatelle, über die man jovial mit "habt euch doch alle nicht so" hinweggehen kann. 27% der deutschen hegen antisemitische Gedanken, da wundert es nicht, dass viele Leute Karikaturen auf Stürmerniveau mit Kunst verwechseln. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen? Naja, vielleicht hält man sich als Deutscher auch einfach mal zurück, wenn man den Drang verspürt Juden und Antifaschisten zu erzählen, dass sie sich mal nicht so haben sollen...
Wohl bekomms Herr Schoppe, genehmigen Sie sich ruhig noch einen.
Stille und Versagen
Seit den ersten Hinweisen im Frühjahr konnten wir bei der documenta beobachten, wie eine Fehlentscheidung nach der anderen getroffen wurde. Ich fand (und finde immer noch) den Debattenansatz dieser documenta extrem spannend und hatte mich auf interessante Ansätze und neue Perspektiven gefreut. Auf einen Dialog. Leider wurde auf die eigenen Fehler nicht mit dem angekündigten Dialog reagiert, sondern höchstens mit patzigen Pressemitteilungen. Sehr empfehlenswert ist hierzu (neben vielen anderen) der Text von Philipp Oswalt auf ZEIT Online vor einigen Tagen.
Die Verantwortung für dieses Versagen liegt, von außen betrachtet, hauptsächlich bei der documenta GmbH als Trägerin der Ausstellung, hier müssen auch die personellen Konsequenzen gezogen werden.
Frage
Ist die documenta damit zur antisemita geworden, wie Sascha Lobo es beschrieb? Ich glaube nicht, ich halte auch nichts vom Boykott. Das ist dumm, verschließt den Blick und wäre unfair den vielen Künstler:innen, die dort präsent sind und diese Ansichten nicht teilen. Aber man sollte die Augen auch nicht vor dem Sumpf des Antisemitismus verschließen, der leider in jeder Ecke des politischen Spektrums seine festen Orte hat.
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Hinrich Schoppe | 11.07.2022 18:27 UhrDeutsche Gründlichkeit...
... wieder einmal zu spät, dafür dann aber geballt in hysterischem Aktionismus. Mit den üblichen Berufsempörern, die es schon immer gewusst haben, den Wendehälsen, die es noch nie gewollt haben und den Verantwortlichen, die von nichts was gewusst haben.
Boah ey, das nervt.
Ja, die Unprofessionalität macht schon ein bisschen den rumpeligen Charme der documenta aus, die dennoch immer Qualitäten hatte und hat und Wegzeichen setzen konnte.
Vielleicht es sogar gut, dass mal wieder ein richtiger Streit ausbricht, anstelle einer aalglatten performance, wo sich nur Reich und Schön, die Schampusgläser überreichen.
Da werde ich mich mal beeilen hinzufahren, bevor irgendjemand in einer Kurzschlusshandlung jetzt noch den Strom abstellt, wo alle den Schlag schon bekommen haben.
Wohl bekomms!
Epizentrum der diesjährigen Documenta: Das ruruHaus in einem alten Kaufhaus am nördlichen Rand des Friedrichplatz. Das Gebäude steht als Teil der Treppenstraße unter Denkmalschutz und sah vermutlich schon lange nicht mehr so gut aus, wie mit der aktuellen, vage 50s-artigen Gestaltung (Entwurf: Studio 4oo2, Umsetzung in Kooperation mit Stan Hema) der Großausstellung.
Schon vor dem offiziellen Start der Ausstellung haben Ruangrupa das Gebäude als Ort des Austauschs etabliert. Hier die Veranstaltung Fussballaballa des Berliner Zentrum für Kunst und Urbanistik im Sommer 2021.
Trotz gegenteiliger Bemühungen um eine räumliche Enthierarchisierung im Vorlauf der Ausstellung wieder einer der Hauptorte: Das Fridericianum mit einer Arbeit des rumänischen Künstlers Dan Perjovschi.
Tatsächlich mangelt es hier nicht an Kunst, aber es gibt eben auch – wie hier im Bild zu sehen – einen Kindergarten.
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Claus | 13.07.2022 22:14 Uhrein Einzelfall, und noch einer und noch einer...
@Rainer: ...weil das Banner das prominenteste und auch plumpste war. Da gibt es aber noch die Serie Guernica Gaza, die (neben einer blanken Vereinfachung der Konflikte in und um Gaza) teilweise auch ordentlich mit klassischen antijüdischen Klischees spielt. Als Meran Mendel hier den Dialog mit den palästinensischen Künstler suchte, brach dieser das Gespräch ab, nachdem sich Mendel als Jude zu erkennen gegeben hat. Und dann gab es da noch den Film über die japanische RAF, die in den 1972 viel Eifer dabei an den Tag gelegt haben, Juden (auch einige Christen waren unter den Opfern) zu ermorden. Warum? Weil die Terroristen der Ansicht waren, dass die Juden irgendwie hinter dem Kapitalismus stecken würden...Das "Kunstwerk" wurde still und leise.
Außerdem haben über 80 Beteiligte der documenta Aufrufe zum Boykott Israel des BDS mit unterzeichnet: eine antisemitische Sammelbewegung.
Es ist mehr als nur ein einzelnes Kunstwerk oder Vorfall. Wie gesagt: trotzdem kein Grund für einen Generalverdacht. Aber sehr wohl ein Grund das ernst zu nehmen und von den Verantwortlichen einen "verantwortungsvollen" Umgang damit zu verlangen.