Ursprünglich wollte der in Vietnam geborene, in Dänemark aufgewachsene und in Deutschland lebende Konzeptkünstler Danh Vo lediglich Lager und Archiv nach Brandenburg verlegen, nachdem es in Berlin platztechnisch zu eng wurde. Stattdessen ließ er in der brandenburgischen Gemeinde Stechlin, rund 80 Kilometer nördlich der Hauptstadt, nun einen ehemaligen Viehzuchtbetrieb in ein 5.000 Quadratmeter umfassendes Kreativzentrum umbauen, das weit über Lagerräume hinaus reicht.
Der multifunktionale Komplex vereint Kunstlager, Ateliers und Werkstätten mit Wohn- und Ausstellungsräumen sowie mit landwirtschaftlich nutzbaren Flächen und soll Platz für insgesamt 20 Kunstschaffende bieten. Heim Balp Architekten (Berlin), die derzeit in ihrer unmittelbaren Büronachbarschaft in Berlin-Wedding ein Projekt mit ähnlichem Programm fertigstellen und selbst in eine der sanierten Industriehallen auf dem Areal eingezogen sind, wurden mit der umfangreichen Aufgabe betraut.
Vo erwarb den Gutshof im kleinen Ortsteil Güldenhof vor etwa sechs Jahren. 2017 begannen die Umbauarbeiten an dem Komplex, die in diesem Jahr abgeschlossen wurden. Das Ensemble, in dem der Konzeptkünstler auch selbst wohnt und arbeitet, besteht aus vier U-förmig angelegten Stall- und Werkstattgebäuden, einem daneben positionierten, kleinen Gewächshaus und einem gegenüberliegenden Wohnhaus.
Die alten Wände des Wohnhauses behielten die Architekt*innen bei, während Dach und Fassade komplett erneuert werden mussten. Um diese Intervention erkenntlich zu machen, strichen Heim Balp die Fassade komplett schwarz. Dahinter verbergen sich eine zentrale Küche, Wohn- und Atelierräume, mehrere Schlafzimmer und Bäder, eine Bibliothek und ein mit Sperrholz verkleideter Arbeitsraum. Dieser ist über eine Wendeltreppe aus Beton mit dem Erdgeschoss und über eine drei Meter breite Holztreppe mit dem zweiten Obergeschoss verbunden.
Auch bei den umliegenden Scheunen und Ställen wurden teilweise steinerne Mauern und Holzdächer bewahrt. So ist die alte Scheune im Westen in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten geblieben und dient nun als Holz- und Metalllager für die angrenzenden Werkstätten. Ihr gegenüber steht ein alter Stall, der im Erdgeschoss ein feuchtigkeitsreguliertes Kunstlager und Archiv sowie im ersten Stock einen zehn Meter hohen, zweigeteilten Ausstellungsraum beherbergt. Bei dem nördlichen Stallgebäude wiederum, entfernten Heim Balp sowohl Dach als auch Boden und wandelten den Raum in ein Gewächshaus um samt einer neuen Bedachung aus Holz und lichtdurchlässigen Polycarbonatplatten.
Die zahlreichen Pflanzen in den Gebäuden, entlang der Steinmauern und um den Komplex herum sind, so schreiben es die Architekt*innen in ihrer Projekterläuterung, wie auch die Bücher, Teppiche und anderen Objekte eine bewusste Form des Geschichtenerzählens und Teil von Vos Kunst. Dieser setzt sich in seinen Werken auch aufgrund der eigenen Geschichte mit Aspekten der Identität, Migration und des Kolonialismus auseinander.
(tp)
Fotos: Francesca Iovene
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maestrow | 22.04.2022 17:07 UhrKreativkreislaufwirtschaft
Ein gelungenes Ensemble wären da nicht so unverzeihliche Bausünden wie z.B. die Projekte Fredersdorfer 11 aus der selben architektonischen Werkstatt.
Schlichte Investorenarchitektur verscherbelt zu Höchstpreisen im Berliner S-Bahn-Ring. Der produktive Mehrwert daraus geht dann in die Kunst aufm Lande?