In Salzburg wurde das historische Industrieareal einer Mühlenanlage, deren Ursprünge bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen, in ein weiträumiges Wohn-, Geschäfts- und Kreativquartier transformiert. Aufgrund des im Laufe der Jahre verdichteten Stadtraums liegt das Areal inzwischen mitten im Stadtgebiet westlich der Salzburger Altstadt. Das Quartier Rauchmühle – benannt nach der ursprünglichen Eignerfamilie, die noch geringe Anteile an der baulichen Struktur trägt – setzt sich aus dem mittlerweile sanierten Ensemble historischer Bestandsgebäude sowie acht Neubauten für insgesamt 223 Wohnungen zusammen. Letztere entstanden nach Entwürfen des norwegischen Büros Helen & Hard (Stavanger/Oslo).
Mit Wohnungsbau in Österreich kennen sich Helen & Hard aus. Beispielsweise realisierten sie zuvor einen Wohnkomplex in der Wiener Seestadt Aspern. In ihrer Heimat gestalteten sie Projekte vom Baumhaus bis zum Gemeinschaftszentrum und machten sich nicht zuletzt mit der Beteiligung am Pavillon der Nordischen Länder auf der Architekturbiennale 2021 in Venedig einen Namen.
Für den Entwurf der neuen Baukörper in Salzburg, die sowohl als Bestandsergänzungen sowie als freistehende Gebäude umgesetzt wurden, verfolgten die Architekt*innen zwei formgebende Prinzipien. Zum einen griffen sie die Vertikale der ehemaligen Silos auf und schufen klar ablesbare Blöcke mit unterschiedlichen Höhen. Zum anderen fächerten sie die Balkone der Punkthäuser mühlenartig aus dem Grundriss auf, womit ein Lichteinfall aus unterschiedlichen Richtungen gewährleistet wird. Bei der Fassadengestaltung setzten sie auf den Kontrast aus weiß verputzten Wandflächen und warmen Tönen beziehungsweise Holzbekleidungen im Bereich der Balkone, Fenster und der Erschließung. Die natürlich belichteten Treppenhäuser und Flure münden auf Erdgeschossebene in je eine Terrasse, die sich zwischen den Häusern als Gemeinschaftsfläche nutzen lässt und in das öffentliche Geh- und Radwegenetz übergeht.
Entwickelt wurde das Projekt von der Prisma Unternehmensgruppe (Dornbirn), die hier gemeinsam mit der Salzburg Wohnbau als Bauherrin agierte. Letztere verantwortet einen Anteil von 145 geförderten Mietwohnungen, während die restlichen Einheiten als private Eigentums- und Mietwohnungen veräußert sind. Zur Quartiersentwicklung gehörte ebenfalls die Renaturierung zweier Fluss- und Bachabschnitte im Auftrag der Stadt Salzburg, die nun einen grünen Erholungsraum rund um die 4.500 Quadratmeter bebaute Fläche bilden. Für die Gestaltung der rund 16.500 Quadratmeter Frei-, Aufenthalts- und Grünflächen zeichnen Carla Lo Landschaftsarchitektur (Wien) verantwortlich. Die Projektpartner Prisma und Familie Rauch investierten in Summe 55 Millionen Euro in das Quartier. (sab)
Fotos: Kurt Hoerbst, Niko Zuparic
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In einer weiteren Meldung über das Quartier Rauchmühle stellen wir die Transformation der historischen Bauwerke Villa Ceconi, Altes Mühlhaus, Alter Silo und Maschinenhaus vor.
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arcseyler | 26.03.2023 08:39 Uhr..........
Wie ein Punkthaus viel weniger Bodenbindung entwickelt als eine Zeile. Ist so wesentlich verträglicher in einer offenen Landschaft ähnlich dem Fußabdruck eines Baums. Das abgehobene entspricht auch der heutigen Kopfarbeit.