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06.09.2024

Die Stadt ins Dorf geholt

Ensemble in Kirchberg von Thomas Schregenberger


Die kleine Gemeinde Kirchberg im Kanton St. Gallen wurde in ihrem Ortskern mittels sechs urban anmutender Gebäude merklich verdichtet. Das schlicht als Dorfzentrum bezeichnete Ensemble stammt von Thomas Schregenberger mit Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur und Städtebau (beide Zürich).

Als Bauherrin für das umfangreiche, städtebaulich prägende Projekt tritt nicht etwa die Gemeinde, sondern die Clientis Bank Toggenburg (CBT) auf. Diese und das Supermarkt-Unternehmen Landi waren Grundstückseigentümer*innen der bebauten Flächen. 2016 hatten sich beide Akteure mit der Gemeinde zusammengetan und eine Testplanung ausgelobt. Obwohl der prämierte Entwurf von Schregenberger und Eugster nicht direkt von der Gemeinde weiterverfolgt wurde, erwarb die CBT das Bauland von Landi und beauftragte schließlich das Gewinnerteam mit der Umsetzung.

Die sechs freistehenden Baukörper wurden entlang einer der Hauptverkehrsachsen des Ortes aufgereiht. Auf einer annähernd dreieckigen Fläche zwischen Gemeindezentrum und Hangkante entwickeln sie sich außerdem in die Tiefe. Leicht versetzt zueinander angeordnet, ergeben sich aus ihren unterschiedlich dimensionierten Grundflächen eine Folge von Gassen und Plätzen. Die drei- bis fünfgeschossigen Volumen variieren zudem in ihrem Erscheinungsbild, weisen jedoch auch einige Gemeinsamkeiten auf: Ein Sockelgeschoss mit großformatigen Öffnungen sowie formale Anspielungen auf den Biedermeier-Klassizismus, der die historische Architektur in Kirchberg prägt. So zeichnen sich die Fassaden der Neubauten durch symmetrische Gliederung und geometrische Strenge aus, während flach geneigte Schrägdächer mit auskragenden Vorsprüngen das Gesamtbild abrunden.

Auf einer Gesamtgeschossfläche von 10.200 Quadratmetern dominiert die Wohnnutzung. Von den 43 Einheiten sind rund die Hälfte als Miet- und die andere als Eigentumswohnungen konzipiert. Die Grundrisse variieren von Ein- und Zweispännern bis hin zu kompakteren Wohnungen mit Laubengangerschließung. Das Wohnangebot wird durch Gewerbenutzungen in den Sockelzonen ergänzt: zwei Supermärkte, eine Physiotherapiepraxis, Atelierräume und der Warteraum einer neuen Bushaltestelle.

Das zentral gelegene, eingerückte Gebäude fungiert als neuer Hauptsitz der CBT. Der vorherige Sitz der Bank aus dem Jahr 1968 entsprach nicht mehr den heutigen Standards. Insgesamt mussten für die Neubauten vier Bestandsbauten abgebrochen werden. Sie waren in schlechtem baulichen Zustand und konnten zum Teil nicht mehr bewohnt werden, heißt es von Seiten der Architekt*innen. Das neue Bankgebäude ist das einzige Volumen des Komplexes, das nicht glatt verputzt, sondern mit Sichtmauerwerk aus grauem Klinker versehen ist. Die teils zweigeschossige Bankhalle wird von zwei Büroetagen mit 25 Arbeitsplätzen und zwei Wohngeschossen überlagert.

Vier der sechs Gebäude wurden 2022 fertiggestellt, die zwei weiteren werden Ende dieses Jahrs bezogen. Die Clientis Bank investierte für das Projekt 25 Millionen Schweizer Franken Gebäudekosten nach der Baukostenplan-Gruppe 2. (gk)

Fotos: Roland Bernath


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