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09.04.2020

Kultur und Gesellschaft in Quarantäne III

Empfehlungen für die Ostertage


Für die kommenden Feiertage haben wir eine besonders reichhaltige Linkliste für Sie zusammengestellt und verabschieden uns mit besten Grüßen in das Osterwochenende! Ihr BauNetz-Team.

Unerschöpfliche Ressource
Die Radiosendung Desert Island Discs der BBC lädt seit 1942 regelmäßig prominente Persönlichkeiten ein und schickt sie gedanklich auf eine einsame Insel. Mitnehmen dürfen sie acht Musikstücke, ein Buch und einen Luxusgegenstand, wobei letzterer nicht zur Rettung führen und kein lebendiges Wesen sein darf. Auch Architekt*innen sind im unerschöpflichen Interview-Archiv zu finden, darunter Zaha Hadid, Charles Jencks, Nicholas Grimshaw, Daniel Liebeskind oder Ken Adam. Aber auch Terence Conran und Künstler*innen wie Tracy Emin und Rachel Whiteread waren bereits Gäste der Sendung. Die Aufnahmen können online sowie als Podcast nachgehört werden. 

Statt der abendlichen Serie
Das Prague’s Center for Architecture and Metropolitan Planning (CAMP) hat ein Online-Basecamp eingerichtet, das virtuelle Architektur-Besichtigungen und die Teilnahme an Vorträgen und Diskussionen ermöglicht. Die Website ist auf Tschechisch, aber mit etwas Fantasie (oder mit Google-Translate) findet man englischsprachige Angebote. Zum Beispiel wird der Vortrag des dänischen Architekturbüros Effekt am Mittwoch (15. April) von 19 bis 21 Uhr live auf Facebook übertragen. Weitere englischsprachige Beiträge sind in Planung, unter anderem mit Jeanne Gang, Kengo Kuma und Carlo Ratti. Im Video-Archiv von CAMP sind Vorträge von Sou Fujimoto, Winy Maas, Snøhetta und vielen weiteren Architekt*innen zu finden.

Ohren- und Augenschmaus
Anlässlich des 250. Geburtstages Ludwig van Beethovens sollte seine einzige Oper „Fidelio“, an den Ort ihrer Uraufführung zurückkehren – in das Theater an der Wien. Aufgrund der Corona-Krise fielen die Premiere und alle geplanten Aufführungen aus, aber während der letzten Proben war ein Fernsehteam des ORF im Konzertsaal. Am Ostermontag, 13. April 2020 um 20.15 Uhr wird die Neuinszenierung unter der Regie von Christoph Waltz mit einem Bühnenbild von Barkow Leibinger auf Arte ausgestrahlt. In der Mediathek ist die Aufzeichung bereits jetzt zu sehen.

DJ auf der Dachterrasse
Freunde aktuellerer Musik lädt die Redaktion Arch+ am Samstag, 11. April von 14 bis 18 Uhr zu einem Gig auf ihrer Dachterrasse ein – natürlich über einen Livestream. Sie unterstützt damit die Solidaritätsplattform für Freischaffende Künstler*innen in der Hauptstadt, IMMUNSYSTEM Berlin. Die regelmäßig in Echtzeit übertragenen Auftritte an wechselnden Standorten sollen Momente virtueller sozialer Interaktionen schaffen und ein Zeichen setzen: Die Berliner Kunst- und Kulturszene ist nicht verschwunden. Sie ist aktiv und bildet gemeinsam einen „Antikörper“. 

Für Lehnstuhl-Reisende
Da die Ausstellung „widerstand und wandel. über die 1970er jahre in tirol“ frühzeitig schließen musste, publiziert aut. architektur und tirol seit letztem Donnerstag jede Woche neue Teile der Schau. 

Virtuelle Ausstellung mitgestalten
Paf Atelier ist ein multidisziplinäres Architekturbüro aus Paris, das die aktuelle Lage zum Anlass nimmt, die Welt (wie wir sie kennen) zu hinterfragen. Da für viele das Zuhause zum Arbeitsplatz mutiert sei, entstünden überall neue Konzepte und Produkte, so die Vermutung. Diesen soll in einem virtuellen Ausstellungsraum eine Bühne geboten werden. Paf Atelier ruft deswegen Menschen aus Architektur, Produkt- und Grafikdesign dazu auf, Arbeiten als 3D-Objekte bis zum 15. April 2020 per Mail einzureichen. Die Pariser Architekten entwickeln eine Szenografie und machen das Ergebnis des Aufrufs in einem Monat für alle zugänglich.

Osterspaziergang durch den Prenzlauer Berg
Balkone sind mittlerweile zu einem wichtigen Ort legitimer sozialer Interaktion geworden: In Italien sangen Jung und Alt von dort aus miteinander, um der Isolation zu trotzen. Das Projekt Die Balkone, kurariert von Övül Ö. Durmusoglu und Joanna Warsza, will zu Ostern, 12. und 13. April 2020, von 13 bis 17 Uhr ein ähnliches Bild im Prenzlauer Berg in Berlin erzeugen. Rund 50 Künstler*innen, unter ihnen Olaf Nicolai oder Markus Miessen, werden ihre Werke an Fenstern und auf Balkonen präsentieren und Spaziergänge durch das Viertel so zu einem besonderen Erlebnis machen. Eine detaillierte Karte soll am Freitag folgen. 

Für Kinder
Foster + Partners möchte in den kommenden Wochen Kinder zum Zeichnen, Lesen, Spielen und Nachdenken anregen. Zum Auftakt gibt es eine Bastelanleitung inklusive Vorlage für einen Wolkenkratzer aus Papier.

Telefonzellen als Vorbild
Das Testen von potenziell Infizierten ist essenziell für die Eindämmung des Corona-Virus. Doch reichen die Kapazitäten vielerorts nicht aus, um genügend Tests durchzuführen. Albert Rhee, Architekt bei der amerikanischen Firma CannonDesign aus Chicago, hat gemeinsam mit dem Maschinenbauingenieur Raymond Shultz aus Buffalo ein Konzept für sogenannte Walk-In-Testing-Booths entwickelt. Sie sollen an städtischen Standorten für diejenigen aufgestellt werden, die kein Auto haben, um an den Erfolg der Drive-Through-Test-Aktionen anzuknüpfen. Der Entwurf basiert auf den von Telefonzellen inspirierten Teststationen am Yang Ji General Hospital im südkoreanischen Seoul. Die Station kann auf jeder ebenen Außenfläche eingesetzt werden, Voraussetzung ist lediglich eine Steckdose für die Stromversorgung. Rhee möchte eine Produktion in großem Maßstab ermöglichen und stellt seinen Entwurf deswegen der Allgemeinheit zur Verfügung.

Mit gutem Beispiel 
voran
Die Mitarbeiter des ZKM befinden sich derzeit im Homeoffice und halten dennoch, wie viele andere Institutionen auch, ihr Ausstellungsprogramm digital aufrecht. Vor allem aber hat man sich in Karlsruhe bereits früh entschieden, nicht genutzte Rechner dem Computerprojekt Folding@home zur Verfügung zu stellen. Das Projekt hat sich auf die Erforschung von Krankheiten spezialisiert und versucht derzeit, die Proteinstruktur des neuen Corona-Virus zu entschlüsseln, wofür große Rechnerkapazitäten gebraucht werden. Über eine Software kann sich jede*r, der gerade freie Kapazitäten hat, wissenschaftliche Datenpakete zuschicken lassen, die vom Computer berechnet und automatisch wieder zurück gespielt werden. Die Ergebnisse werden online publiziert und sind frei zugänglich. So leistet das ZKM quasi nebenbei einen Beitrag zur medizinischen Forschung. Dem Beispiel sind bereits viele gefolgt, aber es werden noch weitere Unterstützer gesucht!

Text und Recherche: Trang Pham



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Das Prager Architekturzentrum CAMP hat einige bereits gehaltene Vorträge aufgezeichnet und auf Youtube archiviert.

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Fidelio-Aufzeichnung aus dem Theater an der Wien (Foto: Monika Rittershaus).

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Das Doppelkabinensystem für die Teststationen von CannonDesgin ermöglicht eine schnelle Untersuchung von Patienten.

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Foster + Partners haben auf ihrer Website zur Unterhaltung des Architekten-Nachwuchses eine Bastelanleitung für einen Wolkenkratzer veröffentlicht.

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