Der Keukenhof in Lisse bei Amsterdam ist eine geradezu klischeehafte niederländische Institution. Seit fast 70 Jahren öffnet das weitläufige Parkgelände jedes Frühjahr für acht Wochen und präsentiert die Produkte niederländischer Blumenzüchter. Schwerpunkt der Veranstaltung, die sich sowohl an die Fachbranche als auch an Laien wendet, sind Blumenzwiebeln, von denen jedes Jahr circa sieben Millionen Stück gezeigt und zum Verkauf angeboten werden.
Für dieses Aushängeschild der niederländischen Blumenzucht haben Mecanoo architecten aus Delft vor kurzem ein neues Empfangsgebäude realisiert, das auf den ersten Blick ein wenig irritiert: Wurden hier zwei Flachbauten aus den Siebzigerjahren kräftig saniert und mit einem neuen Dach verbunden? Der Habitus der Bauten, vor allem die langen Bänder aus Kupfer, legen diese Deutung nahe. Doch weit gefehlt. Das Ensemble aus einem ein- und einem zweigeschossigen Bauteil, zwischen denen der offene Haupteingang liegt, über den man das Gelände betritt, ist tatsächlich ein Neubau.
Mecanoo überspannten die beiden flankierenden Bauten mit einer riesigen, verglasten Dachkonstruktion aus dreieckigen Holzwaben. Im Bereich des Durchgangs in den Park verjüngen sich beide Baukörper, wodurch eine einladende Geste entsteht. Zusätzliche Dynamik erhält das Haus durch die Abtreppung des Daches in vier Schritten. Die vollverglasten Wände im Erdgeschoss können über weite Strecken komplett geöffnet werden, um die Läden, das Restaurant und die Besucherinformation direkt mit dem Außenraum zu verbinden.
In ihrer Erläuterung zum Projekt heben die Architekten nicht zuletzt das Spiel von Licht und Schatten hervor, das sich durch die Dachkonstruktion ergibt. Vermutlich ist es – neben den Tulpendarstellungen im Gitter der Zäune – tatsächlich vor allem diese räumliche Dramaturgie des Lichtes und der Bewegung unter dem großen Dach, die Touristen und Einheimische begeistern wird. Das Haus selbst wirkt mit seinen braunen Kupferbahnen irgendwie ein wenig ungelenk. (gh)
Fotos: Mecanoo, Solarlux
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