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09.07.2020

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Prellbock aus Backstein

Eisenbahnmuseum Bochum von Max Dudler


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Nach eigenen Angaben ist das Eisenbahnmuseum in Bochum-Dahlhausen die größte private Einrichtung seiner Art in Deutschland. Verstreut über das etwa 4,5 Hektar große Areal eines ehemaligen Bahnbetriebswerkes werden über 120 Schienenfahrzeuge von 1853 bis heute gezeigt; schon ab 1968 hatte die Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte das Gelände und die Gebäude rings um einen mittlerweile denkmalgeschützten Ringlokschuppen Schritt für Schritt übernommen und nach eigenen Angaben „in den Originalzustand der Dampflokzeit“ zurückversetzt. Im Schnitt zählt das Museum etwa 60.000 Besucher im Jahr.

Seit einigen Jahren wird an der behutsamen Modernisierung und Ergänzung der alten Anlagen gearbeitet. Teil davon ist der Neubau eines zeitgemäßen Museumsgebäudes als zentrale Ausstellungshalle und Anlaufstelle auf dem Areal. Den Wettbewerb gewann 2016 Max Dudler (Berlin) mit dem Vorschlag eines skulpturalen Gebäudes aus Beton, Stahl und Klinker, das vielfältige Assoziationen sowohl an technische Anlagen der Eisenbahn als auch an die Industriearchitektur des Ruhrgebietes erlaubt.

Vom Parkplatz im Norden führt ein kleiner Fußweg bis zu Dudlers Neubau, der sich ganz im Osten an die historischen Gebäude anschließt – gut, dass der 16 Meter hohe Turm weithin sichtbar ist. Es ist ein innen wie außen betont reduziertes und abstraktes Gebäude. In die rotbraune Klinkerhülle sind lediglich einige große Öffnungen eingeschnitten, die Fenster liegen mit dunklen Rahmen tief in ihren Laibungen und unterstützen den Eindruck eines unbearbeiteten Rohlings. Der Haupteingang an der Ostseite wird als überhohes Tor inszeniert, man betritt zunächst nur einen nach oben offenen Leerraum aus Sichtbeton. Der Turm ist innen hohl. Entlang der Wände sind lediglich ein paar Sitzbänke angebracht.

Von diesem also sehr hohen, sehr leeren Foyer geht es hinein in den langen, eingeschossigen Museumsbau, der sich an den Turm anschließt. Eine kurze, zentrale Achse führt durch die kleine Ausstellungshalle, an einer historischen Lokomotive vorbei und durch einen verglasten Windfang wieder hinaus auf das Museumsareal. Insgesamt misst das Gebäude 60 Meter in der Länge. „Das Lineare und scheinbar Unenedliche von Bahngleisen wird hier räumlich in Szene gesetzt“, so die Architekt*innen. Der „lineare Raumfluss“ wird durch die reduzierte Gestaltung im Inneren wie Wände aus Sichtbeton und die offen verlegte Gebäudetechnik unterstrichen. Bei den robusten Einbauten aus Eichenholz verweist Dudler auf Bahnschwellen. Der Leerraum des Turms allerdings war anfangs nicht ganz so asketisch geplant, aber die Idee einer Aussichtsplattform wurde aus Kostengründen gestrichen. „Mit dem nach oben offenen Blick zum Himmel entfaltet der Innenraum des Turms heute seine Qualitäten als atmosphärischer Auftakt zum Museum“, antworten die Architekten auf die Nachfrage, ob denn die Plattform zu einem späteren Zeitpunkt noch eingebaut werden könnte. Das Projekt ist auf der kürzlich bekannt gegebenen Shortlist für den DAM Preis 2021. (fh)

Fotos: Stefan Müller



Zum Thema:

www.eisenbahnmuseum-bochum.de


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

7

Karl der Käfer | 11.09.2020 09:56 Uhr

Anmerkung zum Turm

Hallo liebe Mitforisten,

als Mitarbeiter des Eisenbahnmuseum möchte ich mir eine kurze Bemerkung zum Turm hinzufügen. Hier wurde gefragt, warum das Geld für ein paar Trittstufen und Gitterroste nicht mehr gereicht haben soll. Nu ja, wäre es mit diesen getan gewesen, so gäbe es heute die geplante Aussichtsplattform. Leider ist das Leben aber nicht immer so einfach. Ein Neubau muss heute den Auflagen der Barrirerfreiheit genügen. Dies hätte bedeutet, dass ein Aufzug vorhandensein müsste, um allen Personenkreisen den Zugang zur Plattform zu ermöglichen. Aufzüge kosten zum Einen Geld in der Anschaffung, zum Anderen fallen regelmäßige Wartungskosten an.

LG

6

tine wilma | 10.07.2020 10:17 Uhr

nachverdichten

hi leute!

ich muss euch was erzählen:
ich bin auf die aurelis aufmerksam geworden, weil die schöne projekte auf stillgelegten gleisanlagen machen...

hier kann ich mir vorstellen, dass dudler gleich weiter gedacht hat:
wenn die aurelis das areal für sich endeckt, bietet das museum ein hervoragendes infocenter für das neue quartier! ein nettes cafè, sandkiste vorne vor für die kinder, der turm erhält eine aussichtsplattform usw.

wenn dann nachverdichtet wird, lässt sich das gebäude prima aufstocken - so wie die elphi zb.

ich meine - hey leute, denk doch mal darüber nach!

5

auch ein | 10.07.2020 08:22 Uhr

architekt

Innen und aussen haben nichts miteinander zu tun.
aussen dekohülle "weil ja früher lokschuppen aus ziegel waren"

Innen sichtbeton und sichtbare leitungen , ein einsames exponat.

ein sinnloser leere schacht (ein turm hatte früher einen sinn)

braucht man nicht .

aber wenns vom dudler ist.....

4

peter | 10.07.2020 00:47 Uhr

selbstverliebte skulptur

Anhand der Fotos wird einem als Außenstehendem überhaupt nicht klar, welchen Sinn dieses Gebäude hat. Reine Geste? Gebaute Skulptur a la Hombroich? Als solche steht es ja schon gut da, aber spätestens die Innenfotos lassen es total sinnentleert wirken. Da hat man jetzt so viel Geld für die schöne Klinkerhülle ausgegeben, aber für die paar Stufen und Gitterroste des Aussichtsturms hat es nicht mehr gereicht? Von den immensen Mengen an CO2, die beim Brennen von Zement und Klinkersteinen entstanden sind, ganz zu schweigen. Wie arrogant vom Architekten!

Form follows function, Herr Dudler, da war doch mal was.

3

johi | 09.07.2020 17:57 Uhr

Respekt!

Schön, wunderbare Geste, tolles Gebäude. Ein Bochumer bedankt sich für dieses Bauwerk!
Die kleine Lok steht in der Ausstellung noch etwas einsam und verloren, aber Museum und Architektur werden sich schon finden.

2

Kritiker | 09.07.2020 15:40 Uhr

Naja

Ein Gebäude, bei dem mir - als jemand, der in der Nähe des Museums aufgewachsen ist - nur eines einfällt: Hätt' man auch sein lassen können.

1

wine tittler | 09.07.2020 15:34 Uhr

das kann

man anders machen - muss man aber nicht. schöne bauaufgabe mit einem schönen ergebnis - nuff said

eisenbahnwagenfahrer tut tut - in diesem sinne: krasses pferd

 
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