Was man nicht sieht: einen Straßentunnel und einen Eiskeller unter dem grünen Hügel mitten im oberschwäbischen Kurstädtchen Bad Saulgau. Was man hingegen auf Rücken der begrünten Wölbung sieht: ein überaus elegantes Einfamilienhaus, dessen Ansicht maßgeblich durch die leicht unruhige Optik der verwendeten Recycling-Ziegel für die Vorsatzschale geprägt wird. Die Architekten des Hauses, Lederer Ragnasdòttir Oei (Stuttgart), sprechen von „Altziegeln“.
Der Rand des Grundstücks war von wild wachsenden Bäumen bestanden, die dort, wo eine schöne Aussicht auf Stadt und Landschaft möglich war, ausgelichtet wurden. Der andere Teil der Bäume verdeckt die Fassaden des benachbarten Krankenhauses „und weiterer unprätentiös gestalteter Häuser“, wie die Architekten diplomatisch formulieren.
Das Wohnhaus entwickelt sich aus der Topographie, den Himmelsrichtungen und der Aussicht. Vom steilen Weg der Zufahrt aus erreicht man den Eingang mit Garagenzufahrt. Eine seitlich geführte Steintreppe führt zum Erdgeschoss, dessen Grundriss sich in der Längsachse des Grundstücks entwickelt. Durch eine größere Gebäudetiefe an den Enden ergeben sich Terrassen, die sich diagonal gegenüberstehen und der Aussicht Rechnung tragen.
Ein zentral liegender Wohnraum verbindet die beiden Kopfenden, in denen sich Schlafräume, Nasszellen und die Treppe ins Untergeschoss befinden. Etwas versetzt zum eigentlichen Baukörper steht als „Point de vue“ ein kleiner Pavillon, der eine Sauna beherbergt.
Die Bauherrschaft legte Wert auf die Verwendung dauerhafter Materialien: So sind die Fensterrahmen aus Hartholz, die Böden aus Naturstein und die Decken in Sichtbeton ausgeführt.
Fotos: Roland Halbe
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peter | 03.06.2014 18:03 Uhrzwiegespalten
schönes material haben lro da verbaut, und bild 2 finde ich schon sehr ansprechend.
dennoch breche ich bei diesem haus nicht in jubeln aus. irgendwie tut es mir weh, dass der wertvolle alte stein mirnixdirnix an wände, decken und fensterstürze tapeziert wurde, wo er vielleicht gar nicht so viel zu suchen hat. jetzt musste also ein belgisches kloster (oder was auch immer historisches) sterben, um die dämmung eines recht profanen stahlbetonskelettbaus vor der witterung zu schützen. kein mord für mode! nicht dass ich gegen die verwendung von recycling-ziegeln wäre (im gegenteil), aber hier ist das irgendwie alles zu plump und mit zu wenig konzept geschehen. hier hat ein bauherr wohl zuviel geld gehabt und alle oberflächen mit teurem material tapezieren lassen, das wirkt irgendwie neureich.
die architektur des hauses wird uns gar nicht gezeigt (innenräume?), die fassaden sind etwas plump geraten, die grundrisse wirken, als habe man maximal raum umbaut für ca. 2-3 bewohner. herausgekommen ist ein monströs aufgeblasener winkelbungalow aus dem 60er-jahre-neubaugebiet.
sehr dekadent wirkt das alles - gute, pfiffige architektur sieht anders aus.