Immer wieder zeigt sich auch im internationalen Kontext, dass die Kunst des Architekturschaffens darin besteht, Lücken in Regelwerken und räumliche Lösungen zu finden, die kreativ auf Vorschriften reagieren. Auch bei dem Einfamilienhaus von Čpětčsz Studio (Budapest) im Nordwesten von Budapest war dies Thema. Den Architekten zufolge sind hier alle formalen, gestaltprägenden Elemente auf Abstandsflächen, determinierte Höhen und Freiräume zurückzuführen.
Auf dem schmalen Eckgrundstück war zu beiden Straßenseiten ein Vorgarten festgelegt. Nur etwa ein Siebtel der 478 Quadratmeter großen Fläche durfte bebaut werden. Die Anzahl und Größe der Räume und ihre Öffnung zum Garten sollte so gestaltet sein, dass die Familie viel Besuch empfangen kann und die noch kleinen Kinder ihre Rückzugsräume haben. Für das Dach waren maximale Höhe und mögliche Neigungswinkel vorgegeben. Seine Ausrichtung ergab sich zudem aus den räumlichen Anforderungen für das Dachgeschoss – dem Schlafzimmer der Eltern – einem Raum mit Bad.
Der Mauerziegelbau ist anstelle eines Wohnhauses entstanden, das in schlechtem Zustand und für die Familie unangemessen war. Ein Teil des Abbruch-Materials wurde im Garten integriert. Auch die Ziegel des Neubaus sind recycelt. Gesäubert, zugeschnitten und imprägniert wurden diese von einem externen Hersteller bezogen und mit Liebe zum Detail verbaut. Das Haus wurde im April 2018 nach einer Bauzeit von eineinhalb Jahren fertig gestellt. Familien in Budapest, die ein Haus erwerben oder neu bauen, erhalten derzeit staatliche Unterstützung. (rc)
Fotos: Gergő Jedlicska, Gergely Kenéz
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Lutz Borchers | 20.07.2018 13:49 UhrHübsch!
Wiederwendete Ziegelbekleidung adelt jedes Bauvorhaben, auch wenn sie mit ein bischen viel wenn und aber eingesetzt wird. Warum gibt es Flächen mit dunklen Fugen neben den Fenstern?
Sehr schön auch die messerscharfen Ortgänge.
Schließlich die unterbelichtete Hängeleuchte unter dem aufwendigen Glasbausteinvordach: burschikos!