Ein frisch verheiratetes südkoreanisches Ehepaar wünschte sich ein Haus, das zwei Werte verkörpern sollte: Respekt und Glück. Was machen Architekten, um einem solchen Wunsch zu entsprechen? Erst einmal viel über die menschlichen Bedürfnisse in Räumen nachdenken: Welche Raumaufteilung begünstigt den Respekt? Welche Grenzen muss man setzen, um glücklich zu werden? Die Antwort fand das in Seoul ansässige Büro studio_GAON – mit einem Betonhaus aus zwei Hälften in einer grünen Hügellandschaft.
Die Architekten sahen für das Paar zwei ungleich große, auseinanderdriftende Kuben mit zwei unterschiedlichen Nutzungsoptionen vor: Im niedrigen Kubus finden private Räume Platz, während sich in seinem höheren Nachbarn eine geräumige Bibliothek und darüber die Gästezimmer befinden. Im Gegensatz zu dem „kleinen und gemütlichen“ privaten Teil wünschten sich die Eheleute einen hohen und offenen Raum zum Arbeiten und für Diskussionsrunden mit ihren Gästen.
Die äußere Erscheinung des 114 Quadratmeter großen Einfamilienhauses hat auf den ersten Blick nicht viel mit Glück und Respekt zu tun. Das aus Stahlbeton mit sichtbaren Schalungsfugen errichtete Gebäude tendiert auf den Abbildungen vielmehr zu einer gewissen Tristesse. Um die Eingangssituationen und Fensteröffnungen hervorzuheben, wurden nebeneinander liegende Betonoberflächen unterschiedlich behandelt: glatt und aufgeraut. Auch die Bodenbeläge um das Gebäude setzen sich aus verschiedenen Materialien zusammen: mal Kiesel, mal Gras zwischen glatten Betonplatten, mal kleine Steinfliesen.
Wahrscheinlich lässt genau diese Vielfalt, die die Architekten in der Ausstattung, der Raumkonzeption und der Materialbearbeitung zelebrieren, das kantige Domizil zu einem Ort für Respekt und Glück werden. (pg)
Fotos: Yong Kwan Kim
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