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05.04.2016
Vom Glück grauer Kuben
Einfamilienhaus in Flandern
Zurückhaltung ist heute keine Tugend mehr, insbesondere nicht beim Einfamilienhausbau. Wohnzimmer so groß wie Ausstellungshallen, Interieurs wie aus dem Katalog und eine Materialwahl, die an Hotels in Dubai oder Abu Dhabi denken lässt. Privates Familienglück scheint in solchen Häusern hingegen eher fehl am Platz. Doch wie lebt es sich heute eigentlich, wenn man sich zwar etwas leisten kann, aber man niemandem etwas beweisen muss? In der belgischen Kleinstadt Keerbergen geben sculp[IT]architecten aus Antwerpen eine gute Antwort.
Die Zutaten hierfür sind so einfach wie vergleichsweise gewöhnlich: Ein Grundstück mit viel Vegetation, aber ohne größere Qualitäten, Fertigteile aus Beton, die jeweils in individuellen Holzschalungen gegossen wurden und viel festinstalliertes Glas, das ohne sichtbare Rahmen auskommt. Dazu eine simple Idee, mit der sich die Wohnfläche von immerhin über 320 Quadratmeter gut ordnen lässt. Weil sich das Bauherrenpaar mit seinen noch jungen Kindern enge Bezüge zum Außenraum wünschte, arrangierten die Architekten das Programm in dreiseitig freistehenden Kuben, die entlang einer gläsernen Mittelachse verbunden sind.
Das Ergebnis besticht durch eine mäandernde Horizontalität, der jeglicher auftrumpfender Gestus fremd ist und der es trotzdem nicht an Vielfalt fehlt. Nur wenige gestalterische Mittel – vor allem variierende Raumhöhen und Fenstersetzungen – reichen sculp[IT] nämlich aus, um bei aller Nüchternheit die Architektur abwechslungsreich wirken zu lassen. Ansonsten geht das Haus dem Leben eher aus dem Weg und überlässt dem Familienalltag die Bühne – was dann die Bewohner nicht selten vergessen lassen dürfte, wo drinnen und wo draußen ist. (sb)
Fotos: Luc Roymans
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