Vulkane, die Anden, zahlreiche Seen, der Pazifik und gemäßigte Regenwälder: Die Region Araukanien 600 Kilometer südlich von Santiago de Chile ist bekannt für ihre Dichte an landschaftlichen Qualitäten. Dort, in der Nähe der Kleinstadt Pucón, realisierten die Architekten von Ampueroyutronic (London, Santiago de Chile) ein Einfamilienhaus, das sich zu diesem landschaftlichen Kontext auf besondere Weise in Beziehung setzt. Im Niemandsland, auf einem von den Ausläufern des Vulkans Villarrica leicht geböschten Grundstück ohne jegliche Nachbarn, platzieren die Architekten einen Solitär mit 230 Quadratmetern Wohnfläche.
Das zweistöckige Haus ist so ausgerichtet, dass es die Blicke zum nahegelegenen See und auf den Vulkan maximal inszeniert. Die Sichtachsen sind darüber hinaus Grundlage für eine skulpturale Arbeit mit dem Gebäudevolumen und seinen Grundrissen. Das beginnt mit den je nach Ausblick varrierenden Fenstergrößen und setzt sich fort bis in die Tiefe des Plans, wodurch die Umgebung ihre Wirkung auch im Mittelpunkt des Hauses entfaltet. Beim Entwurf des Faltdaches vermitteln Ampueroyutronic zwischen der flachen Deckung des südwestlichen Gebäudeteils und einem Giebeldach an der Nordostfassade. Letzteres ist dabei eine Reminiszenz an die in der Region typischen, meist landwirtschaftlich genutzten Giebeldachschuppen.
Der Grundriss des Wohnhauses ist simpel organisiert: ein zentraler offener Wohn- und Küchenbereich mit doppelter Höhe ist umgeben von zwei separaten Gästezimmern im Erdgeschoss und einer Galerie, einer Bibliothek und einem Schlafzimmer im Obergeschoss. Der zentrale Raum ist in Nord-Süd-Richtung orientiert und mit großformatigen Verglasungen abgeschlossen.
Die Fassade erinnert in ihrer Farbigkeit ebenfalls an Gebäude der Gegend, die oft mit schwarzem Vulkangestein verkleidet sind. Der Unterschied liegt in ihrer Materialität, ist sie doch aus vertikal gesetzten, dunkel gebeizten Nadelholzlatten gefertigt. Das dunkle Äußere steht im Kontrast zum Innenraum mit seiner Verkleidung aus hellem Sperrholz – das sorge laut der Architekten dafür, dass die sorgfältig komponierten Blicke wie Wandgemälde wirken. (df)
Fotos: Felipe Fontecilla