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26.09.2018

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Archäologie mit Stampfbeton

Einfamilienhaus in Berlin-Staaken von rundzwei Architekten


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Ein ungewöhnliches Haus, das da seit kurzem in Berlin-Staaken steht – in vielerlei Hinsicht. Die Bilder versprechen zunächst einen kompromisslosen Fokus der Architekten auf ästhetische Fragen. Ein scharf geschnittenes Volumen mit rauer Oberfläche, Wohnen in Sichtbeton und viel Glas. Doch was sich hinter diesem schneidigen Auftritt verbirgt, ist eigentlich ein smarter Low-Tech-Ansatz. Dank natürlicher Dämmstoffe und diffusionsoffener Materialen wird auch ohne zentrale Lüftungsanlage ein ordentlicher KfW 55-Energiestandard erreicht. Realisiert haben das Haus rundzwei Architekten aus Berlin-Charlottenburg.

Wer näher tritt, merkt, dass auch räumlich einiges geboten wird. Gemeint ist damit nicht nur der eingefasste Pool im Garten, sondern auch die komplexe Abwicklung der Wohnbereiche über mehrere halboffene Ebenen. Der Grund hierfür ist profan: Nur ein Vollgeschoss war erlaubt. Also liegt die unterste Wohnebene niedriger als die Geländeoberkante. Das steile Dach mit vier Giebeln ließ Platz für weitere Halbgeschosse. Insgesamt entstand so auf einem vergleichsweise knappen Grundstück eine Brutto-Grundfläche von 320 Quadratmetern.

Der tiefergelegene Wohnbereich mit direktem Zugang zum Pool beeinflusste auch die Materialwahl. Dank Stampfbeton soll der Sockel wie ausgegraben wirken. Das gibt den Räumen einen Hauch ruinenhafter Patina, die die präzise Ästhetik der darüberliegenden reinen Holzkonstruktion betont. Die Ebenen können später übrigens in eigenständige Einheiten unterteilt werden, ein zweiter Eingang ist dafür bereits vorgesehen.

Das alles sind aber nur Details, die von einer anderen Frage ablenken: Was hat es mit der Fassade auf sich? Diese besteht nämlich aus Kork, der hier fast eine monolithische Wirkung entfaltet. Die Architekten fanden die Platten in Portugal, wo Granulat als Abfallprodukt bei der Flaschenkorkproduktion entsteht. Unter Druck und Wärme geformt, sorgen die in der Rinde enthaltenen Harze für eine natürliche Verbindung. Auch hier stand übrigens weniger die Ästhetik als die Funktion im Vordergrund: Die Idee geht auf den Wunsch der Bauherrin zurück, angesichts des offenen Dachs etwaige Regengeräusche zu dämmen. (sb)

Fotos: Gui Rebelo / rundzwei Architekten


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

4

martin stauss | 02.10.2018 15:13 Uhr

Schon gruselig....

.....diese Pool-Beton-Klamm....wenn ich mir vorstelle, da ins Wasser zu springen und diese Betonwände ragen in die Höhe.....nimmt mir die Luft und ich ertrinke....

3

Lars K | 27.09.2018 13:37 Uhr

Korkeiche hin oder her

letztlich doch eine innen und außen seltsam geschwollene Architektur mit wenig Gefühl für Proportion. Oder liegts an den Fotos? Ist die Adipöse Architektur nun auch in Berlin angekommen? Nun gut, Staaken kanns sicher vertragen.

2

tim | 26.09.2018 16:33 Uhr

Korkeichen sind nicht bedroht

Leider ist das mit der Bedrohung von Korkeichen ein großes Irrtum. Zur Herstellung müssen keine Korkeichen gefällt werden, denn es ist lediglich die Rinde, die benötigt wird. Dazu werden die Bäume alle 9 bis 12 Jahre von Teilen ihrer Rinde befreit, ohne sie nachhaltig zu beschädigen. Kork ist außerdem extrem wetterfest, verrottungsfest und Bedarf keiner Pflege im Außenbereich. Im Portugal gibt es einige Beispiele mit einer Korksichtfassade.

1

peter | 26.09.2018 15:43 Uhr

spannend

ein sehr spannendes haus - vor allem spannend, wie es in 10 jahren aussieht. wie oft muss man den vermoosten, schimmligen kork wechseln?
auch der einkorn-sichtbeton lebt im außenbereich erfahrungsgemäß nicht besonders lang.
und soweit ich weiß, ist kork mangelware und die korkeiche bedroht - dass man das material hier als verschleißschicht aufs haus klebt, wirkt zunächst alles andere als ökologisch sensibel.

bitte nicht falsch verstehen, ich will nicht meckern - aber beim thema nachhaltigkeit sehe ich bei diesem entwurf noch großes potenzial - kfw hin oder her.

 
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