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28.08.2020

Portugiesische Hermetik

Einfamilienhaus in Arrifana von Pedro Henrique


Es ist entgegen des ersten Eindrucks ein ziemlich eigenwilliges Haus, das Pedro Henrique aus Santa Maria da Feira im benachbarten Arrifana gebaut hat. Vom Garten aus darf man ruhig an gehobenes „Schöner Wohnen“ denken, auch die Möblierung geht in diese Richtung. Doch seitlich versprüht der skulpturale Beton einen ganz anderen, viel rauheren Charme. Und wo ist eigentlich die Eingangstür?

Nun, zunächst mal eine Annährung von der Straße, wo sich das Gebäude mit seinen immerhin 420 Quadratmetern Gesamtfläche ohne jegliche Öffnungen präsentiert. Nur ein spitzer Giebel ragt hinter einer luftigen Rhododendron-Hecke hervor. Eine schmale Pforte aus dunklem Metall gewährt Zugang, von dort führt eine Holztreppe direkt ins obere, ins Hauptgeschoss. Man betritt das Haus schließlich durch eine fast schon unsichtbare, in ein hölzernes Zwischenvolumen eingelassene Tür.

Der komplizierte Zugang deutet schon an, dass es sich bei den Bewohner*innen eher um zurückgezogene Menschen handelt. Im Alltag dürften diese ihr Domizil ohnehin primär über die stattliche Tiefgarage erreichen. Von dort aus gelangt man über eine Treppe in einen Flur, der als Puffer zwischen den lotrecht zueinander platzierten spitzgiebeligen Betonriegeln fungiert. Der längere in Richtung Straße dient dabei mit drei Zimmern samt separaten Bädern als Schlaftrakt, im schmaleren Volumen wird gekocht und gewohnt. Gleich zwei kleine Patios sind außerdem in die Volumen eingeschnitten. Und der Schlaftrakt verfügt gartenseitig zusätzlich über eine Veranda, die sich mit einem Holzzaun komplett verschließen lässt.

Der leicht hermetische Eindruck, den das Haus schon von außen macht, setzt sich im Inneren fort. Die Wände sind zwar weiß und die Böden im Gegensatz zum dunklen Beton der Fassade hell. Aber trotz der knapp neun Meter tiefen Grundrisse sind die Fenster vergleichsweise spärlich gesetzt. Licht kommt ins Wohnzimmer beispielsweise vor allem durch das laternenartige Obergeschoss. Eine Erklärung für diese Introvertiertheit mag aber zumindest die etwas charakterlose unmittelbare Umgebung sein. Gut möglich, dass diese Henrique einfach nicht dazu inspiriert hat, dauerhafte räumliche Beziehungen zu etablieren. (sb)

Fotos: Ivo Tavares Studio


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