Westlich von Augsburg und im Kontext einer Dorferweiterung aus den 1970er Jahren hat das junge Berliner Büro studio pitliberman ein Wohnhaus für eine vierköpfige Familie realisiert. Der Neubau steht im Kontrast zu den heterogenen Bestandsbauten und ist geprägt von aufmerksam umgesetzten Lösungen, die sich aus den Parametern der Bauaufgabe ergaben.
Um das knapp 200 Quadratmeter Wohnfläche bietende Gebäude möglichst weit von der Straße abzurücken und um die Hanglage des 823 Quadratmeter großen Grundstücks bestmöglich auszunutzen, wurde der Baukörper in die bewaldete Hangkante eingebettet. Die leicht geknickten Außenwände des Volumens ergeben einen langgezogenen sechseckigen Grundriss, der auf die bestehenden Baulinien der angrenzenden Häuser reagiert. Der Küchenblock nimmt die Grundrissform verkleinert wieder auf.
Das Gebäude ist um einen imposanten Sichtbetonkern angeordnet, der unter anderem die Treppenanlage, einen sogenannten „Schmutzraum“ sowie die Haustechnik aufnimmt. Ein dort eingelassener Kamin schafft auch den zentralen Ruhepol im Wohnbereich. Seitlich an den Betonkern schließt die offene Küche mit Terrasse an. Über den Essplatz geht der Raum in den Wohnzimmer über. Eine 45 Zentimeter hohe Stufe im Fussboden teilt den Wohnbereich auf. Der Höhenversatz wurde von den Planer*innen genutzt, um einen Holzeinbau als Stauraum und Sitzfläche zu integrieren. Ein bodentiefes Schiebefenster öffnet das Wohnzimmer zum abfallenden Hanggrundstück: „Hier kann man an der Kante sitzen und die Beine baumeln lassen“, betont Jakob Pittroff, der studio pitliberman zusammen mit Mauritius Pauli gegründet hat.
Im Untergeschoß befindet sich neben den Wirtschaftsräumen ein Gästezimmer mit Ausblick in den bewaldeten Hang. Die vorgelagerte Terrasse bietet – im Gegensatz zur kommunikativen Südterrasse vor dem Küchenbereich im Erdgeschoss – einen privaten Rückzugsort im Freien. Im Obergeschoss wurden die Schlafzimmer entlang einer Galerie angeordnet. Eine fest installierte Arbeitsplatte aus Eichenholz unter dem Eckfenster vermittelt das Gefühl, in den Baumkronen zu arbeiten.
Innen wie außen bestimmen Sichtbeton, unbehandelter Kalkputz und Eichenholz das Bild. An der Fassade kam eine eigens angefertigten Putzmischung, der kleine Splitsteine beigemengt wurden, zum Einsatz. Bis auf eine hydrophobierende Schicht blieb sie naturbelassen. Die in den Wänden verlegten Fallrohre sorgen für ein klares Fassadenbild. (tl)
Fotos: Mauritius Pauli
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STPH | 27.03.2021 07:34 UhrSchneckenhaus
..ganz aufgelöst in eine dreidimensionale Wegskulptur wie bei Scharoun. Ein in sich selber eindrehen. und wieder rausschauen. Zwischen gehen und sehen