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17.05.2017

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Selbstgewählte Isolation

Einfamilienhaus am Schweizer Bodenseeufer von Becker + Umbricht


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Unter einem kleinen Wohnhaus mit Satteldach am Schweizer Bodenseeufer stellt man sich nicht unbedingt eine radikal introvertierte Betonkomposition vor. Das Gebäude schottet sich allerdings ganz bewusst von der unmittelbaren Nachbarschaft ab, die umgekehrt auch im Inneren ausgeblendet wird.

Entworfen vom Zürcher Architekturbüro Becker + Umbricht steht das Gebäude in der Gemeinde Münsterlingen. Die Lage ist fast schon perfekt, denn nördlich des Grundstücks liegt der Bodensee, während im Süden Platz für einen Garten ist. Das Haus ist freistehend auf dem Grundstück platziert, jedoch grenzen an zwei Seiten mit etwas Abstand Nachbarhäuser an. Diese durchaus eher gewöhnliche räumliche Situation nutzten die jungen Architekten als Ausgangspunkt für eine komplexe Raumorganisation mit sehr untypischen Grundrissen und Schnitten.

Henrik Becker
und Michael Umbricht verstehen ihren Entwurf als „eine thematisch vielschichtige, aber stringente Architektur, die eine geheimnisvolle Ambivalenz zwischen Erklärbarkeit und Irrationalität bewahrt“. Baulich zeigt sich diese Idee auf den ersten Blick in den großen Öffnungen im Erdgeschoss, deren Zweck sich erst im Plan erschließt. Einerseits fokussieren sie nämlich mittels der Betonwände hinter Glas den ebenerdigen Wohnbereich ausschließlich auf See und Garten, andererseits sorgen sie aber auch für eine indirekte Belichtung der Schlafräume im Untergeschoss. Die großen Fenster ohne Ausblick bezeichnen Becker und Umbricht als Paradox des Gebäudes.

Das Leben im Haus erstreckt sich damit über drei sehr unterschiedliche Zonen: Vom introvertierten Untergeschoss für die Nacht über das umschlossene und gerichtete Erdgeschoss mit Esszimmer und Küche in die oberen Räume mit Bibliothek, Bar und Wohnzimmer, wobei letzteres über einen weiten Seeblick verfügt. Die wahre Komplexität des Hauses bleibt dabei hinter den großen Fenstern verborgen. Offenheit suggerieren und sich doch deutlich abgrenzen: Keine schlechte Strategie für das Zusammenleben mit allzu neugierigen Nachbarn, wie es sie in jeder Einfamilienhaussiedlung gibt (mg)

Fotos: Hans Schürmann


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

5

g,k, | 18.05.2017 16:54 Uhr

"wie schön !"

Ja, stimmt !
Ganz schön zwanghaft.

4

peter | 17.05.2017 21:19 Uhr

selbstgewählte isolation

ein sehr schöner titel!
ein haus wie die schweizer seele, durch und durch, mit allen höhen und tiefen!

3

max | 17.05.2017 17:51 Uhr

...

es ist zwar norden, aber nur ein fenster zum bodensee finde ich etwas wenig. trotzdem ein schönes projekt, auch wenn vielleicht nicht jeder darin wohnen möchte!

2

Jan | 17.05.2017 17:38 Uhr

wie schön!

was für ein phantastisches, hartes, poetisches, sinnliches und konsequentes Haus.

Wunderbar!

1

mehmet | 17.05.2017 16:46 Uhr

was für ein kontrast!

...zu dem Projekt in lissabon zur gleichen zeit. ich würde hier nicht einziehen wollen, aber klar, die architekten-fantasien....

 
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