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12.11.2012
Von oben nach unten
Einfamilienhaus Y2 von destilat in Linz
Ein steiles, zur Donau hin abfallendes Grundstück am Hang des Pöstlingberges in Linz und ein Entwurf, der das Einfamilienhaus „Y2“ konsequent in zwei verschieden belegte Baukörper aufteilt – das sind die Merkmals dieses Neubaus des jungen Wiener Büros destilat Design Studio.
Der Entwurf entwickelt sich aus der Topographie des Ortes. Jedes Geschoss ist an das steile Gelände angebunden, was die übliche Reihenfolge des Öffentlichen und Privaten auf den Kopf stellt: Das Haus entwickelt sich in diesem Fall von oben nach unten.
Die Raumzuteilungen führten zu einem Entwurf zweier Baukörper, die unterirdisch miteinander verbunden sind. Die Baukörper treten hangseitig eingeschossig in Erscheinung. Das Wohnhaus auf der Südostseite gibt sich vollkommen verschlossen, während sich das Schlafhaus auf der Südwestseite wie ein großes Tor öffnet.
Die Außenseiten der Baukörper folgen dem Verlauf der Grundstücksgrenzen; die einander zugewandten Innenseiten erhalten einen dynamischen Verlauf. Die Häuser sind mit unregelmäßig geneigten Satteldächern versehen, die sich über die Länge des Baukörpers erstrecken. Sie steigen von der Zugangsseite flach an und fallen von der engsten Stelle im Zwischenraum aus – der Hangneigung folgend – stark ab. Die unterschiedlichen Dachneigungen sind in jedem Aufenthaltsraum des Hauses spürbar, wodurch Raumhöhen von bis zu fünf Metern erreicht werden.
Der Weg zur Haustür verläuft nicht in gerader Linie, sondern leitet Besucher über eine Betonrampe durch das Tor des überdachten Carports zum hinteren Bereich des Hauses. Von dort zweigt ein Holzsteg nach links ab und ‚überbrückt‘ schwebend den Zwischenraum zum Eingang des Wohnhauses.
Darin ist ein Praxisraum für Shiatsu untergebracht, der optional auch als Gästezimmer dienen kann. Vom Entree führt eine Eichentreppe hinunter in die große, offene Wohnküche. In diesem sakral anmutenden Raum gibt es fast keine rechten Winkel.
Zum Schlafhaus gelangt man durch einen unterirdischen Verbindungsgang. In diesen Baukörper ist ein Balkon eingeschnitten. Beide Schlafräume sind teilweise doppelt geschosshoch.
Das in den Hang gebaute Haus ruht auf Fundamentplatten aus Stahlbeton. Wände aus Stahlbeton wurden nur dort eingesetzt, wo sie erdanliegend sind. Die von außen sichtbare Konstruktion der Wände und des Daches wurde in Holzbauweise ausgeführt. Für die Außenhaut wurde das Material Holz in Form von heimischer Lärche gewählt. Die offene, hinterlüftete Fassade mit vertikal verlaufenden Brettern und Kanthölzern in unterschiedlichen Breiten und Tiefen – eine so genannte Chaos-Schalung – gibt den beiden Baukörpern ihr eigenes Bild.
Zu guter Letzt verweisen die Architekten noch auf einen Recycling-Aspekt: „Ein dem Neubau zum Opfer gefallener Baum wurde getrocknet, entrindet und als Säule wiederverwendet. Er trägt den First des Hauses und weist sichtbar auf dessen Konstruktion in Holzbauweise hin.“
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