Mit der Planung eines Einfamilienhauses beginnt so manche Architekt*innenkarriere. Dafür stehen nicht nur die jüngst vergebenen Preise für den
Nachwuchs im Süden, sondern auch zahlreiche Anekdoten der Baugeschichte. Viele Architekt*innen leben im selbst geplanten Einfamilienhaus oder, das unterstellen wir jetzt einfach mal, träumen davon, eines entwerfen zu dürfen – mit üppigem Budget, völliger gestalterischer Freiheit, in prädestinierter Lage.
Über 16 Millionen Versionen des individuell gebauten Glücks gibt es hierzulande inzwischen, Tendenz steigend. Sie entstehen auf dem Feld vor der Stadt oder in Lagen, wo Städter gerne Urlaub machen. Je größer das Grundstück, je toller der Ausblick, desto höher das Ansehen – auch für die Planenden. Doch nun platzte Grünen-Fraktionschef
Anton Hofreiter in das Ende dieses anstrengenden Pandemiewinters, der uns die Enge der eigenen vier Wände so unangenehm spüren ließ und die Sehnsucht nach einem Haus im Grünen nährte. In einem Interview vergangenen Freitag forderte er mehr Rechte für die Kommunen, wenn es um die Genehmigung neuer Baugebiete an den Ortsrändern geht, und sagte dem Spiegel: „Einparteienhäuser verbrauchen viel Fläche, viele Baustoffe, viel Energie, sie sorgen für Zersiedelung und damit auch für noch mehr Verkehr.“
Mit dieser Aussage wiederholt Hofreiter im beginnenden Bundestagswahlkampf, was alle längst wissen: Flächenversiegelung widerspricht jeglichen Klimazielen. Zugleich hat er eine heftige Debatte losgetreten, die einmal mehr den Status des Einfamilienhauses als heilige Kuh der anstehenden gesellschaftlichen Veränderungen verdeutlicht. Doch Kommunen werden sich künftig genau überlegen müssen, in welcher Zahl und vor allem wo sie neue Einfamilienhäuser genehmigen wollen. Bei der geplanten
Stadterweiterung im Nordwesten von Frankfurt am Main zum Beispiel hat man sich entschieden, zugunsten von höheren Dichten darauf zu verzichten. Denn die Stadt- und Raumentwicklung steht vor einer entscheidenden Frage: Wie lassen sich die individuellen Interessen der Häuslebauer mit den Interessen der Gemeinschaft vereinen? Das Einfamilienhaus müssen wir dafür nicht abschaffen. Aber was wäre, wenn wir uns nur noch um „Einparteienhäuser“ kümmern würden, die bereits da sind, nur noch dort (weiter-)bauen würden, wo bereits etwas (leer) steht? Im BauNetz-Archiv finden sich da so einige Ideen.
(fm)
Titelbild: Wohnhausanbau in Leipzig von Meier Unger, Foto von Philip Heckhausen
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genius loci | 13.03.2021 21:36 Uhr@sogutwiearchitektin
Ich weiß nicht, ob du schon Kinder hast, aber das Problem stellt einfach die graue Nachbarfassade vor der Haustür dar. Grünflächen sind in den meisten Großstädten rar und meistens nicht schnell erreichbar, bzw. irgendwann uninteressant. Mit Kleinkindern ist es einfach sehr mühsam die Zeit im freien verbringen zu wollen, ohne weitere Strecken zurücklegen zu müssen. Wenn die Kinder einmal alt genug sind, wird es leichter, aber ich persönlich habe es sehr schön gefunden, immer in Kürze einen Wald zu erreichen um dort zu spielen, etc. Aber natürlich, jeder hat andere Präferenzen..