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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Einfach_komplex._Max_Bill_und_die_Architektur_der_HfG_Ulm_5557150.html

07.12.2018

Buchtipp: Ikonen

Einfach komplex. Max Bill und die Architektur der HfG Ulm


Das Sündenregister ist lang. In unterschiedlichen Renovierungs- und Sanierungsphasen von der Gründung der Hochschule für Gestaltung HfG Ulm bis in das Jahr 2012 wurden die von Max Bill in den 1950er-Jahren auf dem Oberen Kuhberg errichteten Gebäude in Substanz und Gestalt mehrfach gravierend verändert. Nach dem Ausscheiden Bills aus dem Projekt haben andere Architekten der Gesamtanlage Bauten hinzugefügt, Originale durch Imitationen ersetzt, innere Strukturen verändert und das Außengelände verfremdet. Die Erben Bills protestierten und ehemalige Studenten und Dozenten der HfG meldeten sich zu Wort.

Unter dem Titel „Das blaue Wunder von Ulm“ beschrieb Ira Mazzoni in der Süddeutschen Zeitung wie der Kuhberg im Jahr 2011 mit einem Mal in seltsamem Glanz erstrahlte, denn in der letzten Sanierungsphase wurden die großen Glasfenster der Hochschule mit blaugetöntem Isolierglas an die Energieverordnung angepasst: „Wie kann es sein, dass ein Kulturdenkmal von besonderem Rang (…) bei einer Sanierungsmaßnahme so entstellt wird?“

Der Umgang mit der seit 1979 unter Denkmalschutz stehenden „Ikone der Nachkriegsmoderne“ veranlasste den Architekten Daniel P. Meister zusammen mit seiner Frau, der Journalistin Dagmar Meister-Klaiber, eine umfassende Baumonografie der HfG Ulm zu erarbeiten. Die Dokumentation „Einfach komplex. Max Bill und die Architektur der HfG Ulm“ ist eine Herzensangelegenheit der Autoren, die selbst Absolventen der HfG sind und auf fünf Jahrzehnte Nutzererfahrung in unterschiedlichen Bauten der Gesamtanlage zurückblicken.

In langjähriger Arbeit haben sie mit dem Anspruch größtmöglicher Vollständigkeit Originalpläne und Baudokumente über den Entwurf und den Entwicklungsprozess zusammengetragen. Dabei stand ihnen ein Ziel klar vor Augen: die Sammlung gesicherter Befunde über die Originalfassung der von Bill geschaffenen Gesamtanlage, damit sich das Sündenregister der Vergangenheit nicht vergrößere und in absehbarer Zeit eine „Sanierung der Sanierung in Betracht“ gezogen werden kann.

„Einfach komplex“ ist keine kurzweilige Lektüre. In chronologischer Ordnung werden den Leserinnen und Lesern Informationen aufgelistet sowie Pläne und Fotografien in hervorragenden Reproduktionen präsentiert. Umfang und Format verunmöglichen allerdings das entspannte Blättern in bequemer Sitz- oder Liegeposition, vielmehr bedarf das massive Buch einer aufgeräumten Ablagefläche. Überdies setzt die obsessive Fülle der Bild- und Textdokumente über sämtliche Details der Gebäude eine konzentrierte Atmosphäre voraus.

„Einfach komplex“ ist eine gewichtige Analyse eines bedeutenden Kulturdenkmals der deutschen Nachkriegsmoderne. Leserinnen und Leser, die sich in die Baugeschichte und ihren Nachklang vertiefen wollen, können die Planungs- und Baufortschritte teils auf den Tag genau nachverfolgen. Von den ersten Entwürfen bis hin zu den nachträglichen Veränderungen ist in dieser Baumonografie vermutlich wirklich alles enthalten. Eine eigene Entwurfsanalyse der Autoren fügt der Materialsammlung neue Aspekte hinzu und ein umfangreicher Anhang dokumentiert die Zeitzeugenbefragungen mit insgesamt 30 Interviewpartnern.

Text: Cornelia Escher und Philipp Bürger

Einfach komplex. Max Bill und die Architektur der HfG Ulm
Daniel P. Meister / Dagmar Meister-Klaiber
650 Seiten
Scheidegger & Spiess, Zürich 2018
ISBN 978-3-85881-613-9
140 Euro


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Ein echtes Schwergewicht, das tiefe Einblicke in die Archive bietet: Das Buch von Daniel P. Meister und Dagmar Meister-Klaiber bietet auf 650 Seiten 520 Abbildungen sowie 152 Pläne.

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Das Buch bietet eine großartige Auswahl an Plänen, hier zum Beispiel die erste Vorentwurfsskizze Bills vom 21. Juni 1950.

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