Tessin – das klingt nach grünen Alpentälern, Palmen am Lago Maggiore und Aperitivo beim Locarno Film Festival. Beton zählt nicht unbedingt zu den Assoziationen, die sich im Zusammenhang mit dem Schweizer Kanton auf der Alpensüdseite sofort aufdrängen. Ein Blick in das BauNetz-Archiv zeigt jedoch: Der Baustoff ist im Tessin erstaunlich oft anzutreffen – sei es roh und brutalistisch wie bei der Bankfiliale von
Studio Montemurro Aguiar, knallrot eingefärbt wie beim Hochschulgebäude von
Bassi Carella Marello, modernistisch mit viel Glas kombiniert wie bei einem Wohnhaus von
Silvia Gmür Reto Gmür Architekten oder mit Carrara-Marmor versetzt wie in der Wohnanlage von
Buzzi studio d’architettura.
Während das Büro
DF_DC in Lugano mit einem Exoskelett arbeitete, kombinierten
Inches Geleta für eine Nachverdichtung in Locarno Beton-Pilotis mit einer vorgefertigten Lochblechfassade – beide Bauten kommen massiv daher. Wesentlich feiner und kleiner hingegen fiel die Erweiterung des Mècri-Museums in Minusio von
Matteo Inches aus, dessen archaische Form teilweise in Waschbeton ausgeführt wurde. Ebenfalls auf die regionale Tradition bezog sich
Davide Macullo mit seinem Giebelhaus, das außen wie innen weiß verputzt wurde. Schließlich ist nicht alles aus Beton im Tessin – sowohl
Francesco Buzzi als auch
Stocker Lee Architetti arbeiteten mit Ziegeln.
(da)
Titelbild: Wohnhaus in Lugano von DF_DC, Foto von Simone Bossi
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drunter | 13.08.2021 08:52 Uhrdrüber
Der Artikel ist in der Tat irreführend, denn Beton/Sichtbeton hat in der Architektur des Tessins durchaus eine Tradition, die weit vor die Zeit der gezeigten Beispiele reicht.
Die Vertreter der "Tessiner Schule" (zu der auch Mario Botta zählt) haben schon vor Jahrzehnten sehr schöne und beeindruckende Werke geschaffen - oft unter Verwendung von Beton. Zu den bekanntesten Architekten dieser Gruppe gehören (neben dem Genannten) wahrscheinlich Luigi Snozzi und Aurelio Galfetti.