Vierundzwanzig Favoriten hat die Baunetz-Wissen-Redaktion als ihre Lieblinge 2020 ausgewählt – jeweils ein besonders geschätztes Gebäude aus jedem Fachportal.
Den Auftakt bildet ein augenfälliger Neubau in Frankfurt am Main, der zeigt, wie sich eine Unterkunft für Menschen ohne festen Wohnsitz partizipativ im Planungsprozess und blau-violett schillernd in der Ansicht gestalten lässt. In technischer Hinsicht besonders bemerkenswert ist das Brauquartier Puntigam in Graz. Es bietet Wohnungen für 2.000 Menschen und wird zukunftsträchtig mit dezentral gewonnener Nahwärme versorgt – aus der Abwärme, die die nahegelegene Brauerei produziert. Dahingegen kommt das bemerkenswerte Lowtech-Wohnhaus in Birgisch dank aktiver Speichermasse und Sonnenenergie ganz ohne Heizung aus.
Wie man einen massigen, dickwandigen Hochbunker in ein CO2-neutrales Mehrfamilienhaus mit lichtdurchfluteten Wohnungen umwandeln kann, ist in Hamburg-Ottensen zu sehen. An einem urbanen Urwald hingegen erinnert das Einfamilienhaus in Tokio mit einer vorgelagerten Gerüstkonstruktion als Garten. In der dichten Pariser Blockrandbebauung aus der Haussmann'schen Ära fand durch geschickte Anordnung der siebengeschossige soziale Wohnungsbau OBK 27 Platz. Mit dem Wohn- und Geschäftshaus Stadtelefant wurde in Wien ein Gebäude als neue Wirkstätte der Baugruppenmitglieder und Ort des lebendigen Austauschs in Sachen Architektur errichtet.
Abseits der Städte bietet das Sommerhaus auf den Schären ein Feriendomizil, dessen Gestaltung sich an der traditionellen Architektur der finnischen Küsten orientiert. Ein 200 Jahre altes Gebäude im spanischen Villalba de los Barros hingegen wird nach behutsamer Sanierung inklusive viel traditioneller Handwerksarbeit als Gästehaus La Hermandad genutzt. Als Ergänzung eines Open-Air-Theaters stellt der begrünte Gartenpavillon Kurobe in der japanischen Präfektur Toyama einen Raum zur Erholung und einen Ort der Kontemplation dar, während die Schwimmhütte in Völs Freizeitsporttreibendenlern in Südtirol als Umkleide und Gaststätte dient.
Von Bauten für die Ferien- und Freizeit springen wir zu Arbeitsstätten: Sowohl das smarte Präsentations- und Produktionszentrum in Chicago als auch ein neuer Firmenhauptsitz in Nový Bor zeichnen sich durch großzügig bemessene Glasflächen aus, die angenehm helle Räume schaffen.
Der Begriff des gläsernens Amtes wurde beim neuen Europäischen Patentamt in Rijkswijk wörtlich genommen: Der Hochhausriegel mit 2.000 Arbeitsplätzen verfügt über eine gläserne Doppelfassade. Transparenz verleihen einem eher monolithisch wirkenden, verputzten Gebäude in Basel große Fenster mit metallenen Faschen, die viel Licht in die 176 Patientenzimmer des Krankenhauses Felix Platter einfallen lassen.
Auch bei Bildungsbauten spielen helle Räume eine große Rolle, so beim Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen in Salez: Der lange Gebäuderiegel in Holzbauweise beherbergt Unterrichtsräume für die landwirtschaftliche Berufsbildung und ein Seminarzentrum mit Übernachtungsmöglichkeiten für Gäste. Bei dem Schulgebäude der American School of Asunción in Paraguay hingegen war Schutz vor starkem Sonneneinfall nötig; hier sorgt ein Vorhang aus Ziegeln als Sonnenschutz und für natürliche Belüftung. Bei dem Hochschulbau Kollegiengebäude I der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg spielte Brandschutz eine wichtige Rolle: Im Rahmen der Sanierung wurde der kaiserzeitliche Bau um eine außenliegende Fluchttreppe ergänzt, die ein Hingucker ist und den Bestand zeitgenössisch interpretiert. Eine Verjüngungskur für den Klassizismus erfolgte mit dem Umbau vom Forschungsinstitut Trippenhuis in Amsterdam, das sich nun über mehrere historische Bauten erstreckt.
Neu geplant und gebaut sind die drei ausgewählten Ausstellungsbauten: Eine fast komplett geschlossene Längsfassade prägt das Kantonale Museum für bildende Kunst in Lausanne, das sich zu den benachbarten Gleisanlagen hin auch akustisch abschottet. Noch radikaler verschließt sich das Musée Yves Saint Laurent in Marrakesch, das damit klimatischen Bedingungen Rechnung trägt. Im wörtlichen Sinn eine Brücke hingegen schlägt die Galerie The Twist in Jevnaker, die zwei Ufer des Flussesb Randselva skulptural miteinander verbindet.
Zwei außergewöhnliche Umnutzungen sind die Glanzpunkte zum Schluss: Im Umfeld des berühmten Londoner Bahnhofs King's Cross bezog nach dem Umbau das
Einkaufszentrum Coal Drops Yard zwei historische, jedoch neu überwölbte Lagerhallen. Und im niederländischen Tilburg erfuhr ein mehr als 18 Meter hoher, zweischiffiger Hallenbau, in dem einst Lokomotiven repariert wurden, einen Wandel: Jetzt ist die
Bibliothek LocHal ein öffentlicher Begegnungsort und kultureller Treffpunkt zum Lesen, Lernen und Arbeiten. (jb)
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