Der Entwurf eines Architekturinstituts ist ein Traumthema, selbst wenn es sich nur um eine fiktive Bauaufgabe handelt. Selten sind sich Form und Inhalt näher und lassen sich gestalterische Experimente unmittelbarer mit der Funktion eines Gebäudes begründen. Die Auslober des diesjährigen Egon Eiermann Preises für Studenten und junge Architekten hatten sich vom früheren Niederländischen Architekturinstitut NAI inspirieren lassen: Gefordert waren Ideen für ein Deutsches Architekturinstitut. Standort, Grundstückszuschnitt und Größe waren dabei ebenso frei wählbar wie das genaue Programm.
Insgesamt 142 Arbeiten gingen schließlich ein, die von einer prominenten Jury beurteilt wurden: Mitglieder waren unter anderem Elke Delugan-Meissl, Jórunn Ragnarsdóttir und Volker Staab. Insgesamt wurden sechs Arbeiten ausgezeichnet, weitere drei kamen in die engere Wahl. Was auffällt: Unter den zwölf Platzierten auf der Shortlist befindet sich nur eine einzige Frau. Offensichtlich stieß das Thema eher auf männliches Interesse. Das Ergebnis im Überblick:
Preisträger:
- „Arche“ von Jonas Virsik, Fachhochschule Würzburg
- „Architekturinstitut Athen“ von Steffen Rebehn und Jonas Kneisel, TU Braunschweig
- „Horcynus Orca“ von Benedict Esche und Giacomo Nüßlein
- „DIAS“ von Maxim Bauer, UdK Berlin
Anerkennungen:- „dai Köln“ von Ruben Strater und Sören Schmeußer
- „Deutsches Architekturinstitut, Rappbode-Talsperre“ von Anastasia Svirski, Bauhaus Universität Weimar
Engere Wahl:
- „Kölnisches Architekturinstitut“ von Henrik Hoffrogge, Fachhochschule Köln
- „Haltestelle der Architektur“ von Hannes Hofmann
- „Deutsches Architekturinstitut Athen“ von Christian Jensen, TU Braunschweig
Insgesamt zeigte sich die Jury beeindruckt von der hohen Qualität der Arbeiten. Alle vier preisgekrönten Projekte zeichnen sich dabei durch formale Strenge aus. Markante Formen aus vornehmlich opaken Materialen wie Beton und Stein werden auf prägnante Weise in ihrer jeweiligen Umgebung platziert. Einen besonders interessanten Weg geht der Entwurf von
Jonas Virsik, der eine massive Rekonstruktion von Schinkels Berliner Bauakademie um ein transluzentes kubisches Gebäude ergänzt. In seiner Arbeit verbindet sich eine „logische und durchdachte“ Raumkonfiguration mit einem vielschichtigen Kommentar zum Bauen der Gegenwart.
Auch die anderen Preisträger überzeugen auf ihre Weise.
Steffen Rebehn und
Jonas Kneisel konzipieren ihr Institut als skulpturalen Findling, der spannungsreich mit der historischen Umgebung kontrastiert. Dagegen antworten
Benedict Esche und
Giacomo Nüßlein auf die Frage nach typisch deutschen Architekturqualitäten mit einem abstrakten Monument in suburbaner Umgebung, das an französische Revolutionsarchitektur denken läßt. Und
Maxim Bauer vervollständigt das Spektrum der Arbeiten mit einem Projekt, bei dem sich die Architektur deutlich zurücknimmt. Entlang des Berliner Landwehrkanals in der Nähe des Kulturforums positioniert, wird das Institut hier als Weg gedacht.
Dotiert war der Preis in diesem Jahr mit insgesamt fünftausend Euro, von denen die Gewinner jeweils 1.000 Euro und die Anerkennungen jeweils 500 Euro erhielten. Eine umfangreiche Dokumentation des von Eternit gestifteten Preises wird demnächst im Verlag Karl Krämer erscheinen.
(sb)
Zum Thema:
www.egon-eiermann-preis.de
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auch ein | 14.10.2015 08:29 Uhrarchitekt
was ein theoretisches zeugs!
deutsches architekturinstitut in athen ?
es muss ja nicht immer dessau sein, aber sowas?
und die "arche" ist die bauakademie berlin mit nem magritte-männchen vornedran?
wer kommt auf so ein zeugs......