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18.03.2020
Wohnen in Balkonien
Eckbebauung von KWK Promes in Kattowitz
Die Spuren der Blütezeit von Kattowitz zwischen den beiden Kriegen des vergangenen Jahrhunderts sind vielfältig. Eine davon führt zum dem 1934 fertig gestellten Hochhaus Drapacz Chmur, einem der ersten Stahlskelettbauten Polens, dessen Name so viel wie Wolkenkratzer bedeutet. Eine andere Spur sind Ablagerungen von Ruß als Rückstand der Verbrennung von Steinkohle, deren reiche Vorkommen neben der Metallindustrie Grundlage für das Florieren der Stadt waren. So ist das Grau vieler Fassaden, auch das jenes Wolkenkratzers, auf Ruß zurückzuführen. Entlang dieser beiden Verweise schreibt sich laut seiner Architekt*innen das Wohnhaus Unikato von KWK Promes in den Stadtraum von Kattowitz ein.
Es befindet sich einen kurzen Spaziergang entfernt von Drapacz Chmur, in einer reinen Wohngegend südwestlich des Stadtzentrums, und ist ein Beispiel dafür, wie trotz engen Budgetrahmens und mit einfachen Mitteln eine charakteristische Anmutung erschaffen werden kann. Es ist der Umgang mit den Balkonen, die in ihrer geschlossenen, monolithischen Form auch zu jenem besagtem Wolkenkratzer gehören könnten. Und es ist die Farbgebung der dunkelgrauen Putzfassade, die bewusst dessen vergraute Fassaden referenziert.
Der homogene Sockel mit seiner vollflächigen Verkleidung aus matten Aluminiumplatten folgt dem leichten Gefälle des Grundstücks, bis er an seiner Nordseite als Einzäunung weitergeführt wird. Während er im Erdgeschoss Stellplätze für Autos aufnimmt, umschließt seine Weiterführung einen Vorgarten, Der kleine Hof, an dem der Haupteingang platziert ist, wird durch ein unscheinbares Tor von der Straße aus erschlossen. So selbstbewusst sich die sechs Wohngeschosse präsentieren, so diskret betritt man Unikato durch den Hinterhof.
Das in Kattowitz ansässige Büro ist eines der international bekanntesten Polens. Ihm wurde letztes Jahr in der Architektur Galerie Berlin eine Ausstellung gewidmet, in der neben prägnanten Villen auch ihr Centrum Dialogu Przelomy in Stettin zu sehen war. (hn)
Fotos: Jaroslaw Syrek, Juliusz Sokolowski, Aleksander Rutkowski
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