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05.01.2017
Haus Kammputz
Eberle Architekten in Mering
Bescheidenheit ist das Wort, dass einem beim Betrachten des von Eberle Architekten (Augsburg) und Manuel Guimaraes geplanten Haus D. in Mering bei Augsburg einfällt. Schlicht und kubisch, mit flachem Dach, ist der ganze Stolz des Massivbaus (und der Architekten) die eigentlich mit Biederkeit assoziierte Rauputzfassade. Hier allerdings wurde der Putz mit einem strukturgebenden breiten Spachtel aufgetragen, sodass über die gesamten Außenwände feine, senkrechte Rillen verlaufen. Die Verputztechnik ist – horizontal verlaufend angebracht – laut der Architekten im Augsburger Raum verwurzelt; jedoch wird der sogenannte Kammputz nur noch selten verwendet, da seine Reinigung durch vermehrte Schmutzablagerung im Relief arbeitsintensiv ist. Dennoch wurde die Struktur hier gewählt, um den vertikalen Aufbau des Einfamilienhauses zu unterstreichen.
Als Eckgebäude steht es mit allen Seiten frei und grenzt sein Erdgeschoss, das Küche sowie Wohn- und Essbereich umfasst, mit einer Gartenmauer zur Straße hin ab. Unter der Treppe liegende Resträume wurden zu Sitzkojen ausgebaut. Die erste Etage bietet drei Schlafräume für Kinder und Gäste, im Obergeschoss liegen Elternschlafzimmer und Bibliothek. Die Fensterflächen sind, trotz ähnlicher Raumaufteilung, auf allen Geschoßen unterschiedlich verteilt. So zeigt sich das Haus zu seinen Straßenseiten hin bescheiden, da zurückhaltend befenstert. Der Großteil der Ansichten gehört dem rillierten Putz, dessen Raffinesse besonders mit einem auffälligen Detail im Eingangsbereich verdeutlicht wird: Aussparungen im Ziegelmauerwerk verdecken die dahinter liegenden Fenster im Badbereich und lassen sie im Dunklen durch ein Raster nach draußen scheinen; die Putzstruktur läuft ungebrochen darüber hinweg. Haus D. erinnert mit seiner schlichten Schmuckfassade an Gebäude des Art Deco; damals sicherlich state of the art, wirkt es heute, vielleicht gerade durch seine Zurückhaltung, ein wenig aus der Zeit gefallen. (kms)
Fotos: Rainer Retzlaff
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