Das Fernheizkraftwerk der ETH Zürich von Otto Rudolf Salvisberg gilt als Beispiel der „anderen Moderne“. Anstatt die technischen Bauten zu verstecken, wurden Hochkamin und Kühlturm bei Salvisberg zu städtebaulichen Zeichen. Sein Werk korrespondiert mit der umliegenden Hochschularchitektur Sempers, Mosers und Gulls. Mit dem Verzicht auf den üblichen Schmuck setzt er auf Volumenkompositionen im Spiel mit Schatten und Licht. Raumprogramm und Konzeption sind mit der Präzision einer Maschine räumlich verschränkt. Die Konstruktion ist logisch und offen sichtbar. Diese Transparenz setzt sich im Inneren fort: Die Maschinenhalle ist aus dem Lehrgebäude einsehbar.
Die Lage in direkter Nachbarschaft des ETH-Hauptgebäudes und anderer universitärer Bauten machen das ehemalige Fernheizkraftwerk zu einem Standort mit Potential. Nach der Fertigstellung in den 1930er Jahren wurde Salvisbergs Meisterwerk schon mehrmals von verschiedenen Architekten an neue Anforderungen angepasst. Nun soll es durch das Schweizer Architekturbüro Itten + Brechbühl für 125 Millionen Franken endlich denkmalgerecht saniert werden.
Das Erbe Salvisbergs wird somit den Nachfolgern seines langjährigen Freundes und Partners Otto Brechbühl zum verantwortungsvollen entwerferischen Umgang übergeben. „Dem Schutz der erhaltenen Bausubstanz wird oberste Priorität eingeräumt“, heißt es im aktuellen Planungsbericht zum Gestaltungsplan. Das Gebäude soll den heutigen Standards für Brandschutz und Erdbebensicherheit angepasst und gleichzeitig in neuem Umfang der Studentenschaft zugänglich gemacht werden.
Kernaspekt des Konzeptes ist die Umwandlung des einstigen Kesselraumes in ein „Student Project House“. Teile der technischen Ausstattung, wie die riesigen Trichter der ehemaligen Kohlesilos, werden erhalten, damit die frühere Nutzung erkennbar bleibt. Ein System von Galerien soll eingezogen werden, um eine „die Zusammenarbeit fördernde Werkstattatmosphäre“ zu schaffen, in der „interdisziplinäre, innovative Lehr- und Forschungsprojekte“ stattfinden. Außerdem soll das derzeit undichte und notdürftig abgedeckte Glasdach des Maschinenlaboratoriums wiederhergestellt werden.
Auch im aktuellen Umbauverfahren wird es Flächenerweiterungen geben. „Wie für einen Zweckbau üblich ist er einem steten Wandel unterworfen“, heißt es dazu im Bericht. Gründliche Planungsarbeit soll sicherstellen, dass das Resultat den Anforderungen der ETH in den nächsten Jahrzehnten gerecht wird. Dann kann das Denkmal wieder zur Geltung kommen. (dd)