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16.12.2015

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Mehr Wohnraum für Neukölln

EM2N gewinnen Wettbewerb in Berlin


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Das Kriegsende hat der Rollbergkiez im Berliner Stadtteil Neukölln einigermaßen unbeschadet erlebt, aber mit der Flächensanierung der Sechziger- und Siebzigerjahre wurde die Altbausubstanz schließlich doch noch zerstört. Maßstabslose Hochhausburgen sind hier allerdings nicht entstanden, sondern niedrigere Gebäudegruppen, die teils den alten Straßen folgen. Insbesondere die Rollbergsiedlung von Rainer Oefelein, von dem auch der Bebauungsplan des Quartiers stammt, verfügt über einige interessante Qualitäten.

Etwas Platz ist allerdings noch am Rande des Rollbergs, zwischen Abstandsgrün und alter Parkgarage. Im September hatte darum die Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land, der in der Gegend die meisten Wohnungen gehören, einen Neubauwettbewerb ausgelobt. Auf einem L-förmigen Grundstück zwischen Briesestraße und Kienitzer Straße sollen bis 2018 Atelierwohnungen, reguläre Wohnungen mit bis zu vier Zimmern und spezielle Einheiten für Wohngruppen entstehen. Gewonnen hat das Büro EM2N von Mathias Müller und Daniel Niggli aus Zürich, wobei ihr Projekt interessanterweise Motive der Nachkriegsmoderne aufgreift. Endlich ein vielversprechender Ansatz für ein solches städtebauliches Umfeld.

Das Grundstück war zunächst Teil der „Urban Living“-Initiative des Senats, aber die ursprüngliche Idee, die bestehende Hochgarage umzunutzen, war aufgrund von „bauordnungsrechtlichen Belangen und Kostenaspekten“ nicht machbar. Zumindest hinsichtlich des Programms konnten aber einige Ideen in das neue Verfahren hinübergerettet werden. Die Koordination und Durchführung oblag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt.

Das Ergebnis im Überblick:

Die durchweg guten Projekte auf allen Plätzen zeugen vom geballten Sachverstand der Jury, der neben dem Vorsitzenden Torsten Krüger, der Senatsbaudirektorin Regula Lüscher und dem Geschäftsführer von Stadt und Land, Ingo Malter, unter anderem Rainer Hofmann von bogevischs buero und der Münchner Architekt Muck Petzet angehörten. Ihr Kommentar zum siegreichen Entwurf von EM2N: „Der Entwurf betont die Herausbildung und Weiterentwicklung von Gemeinschaft und sozialer Kommunikation und setzt dieses Thema konsequent in den Mittelpunkt.“

Die Züricher Architekten verteilen das Programm auf vier Baukörper, die einerseits Freiraum lassen für einen kleinen Stadtplatz, die andererseits aber auch wie ein historisches Mietshaus um einen Innenhof herum organisiert sind. Hof und Platz sind mittels eines großzügigen Durchgangs verbunden. Die Wohnungen werden über freistehende Laubengänge und Brücken erschlossen, so dass im Innenhof vertikal durchlässige Loggien entstehen. Diese ziehen sich durch den Bau hindurch bis vor an die Straße. Ein simpler Kniff, mit dem der kommunikative Charakter der Architektur weiter gestärkt wird.

Der Jury gefiel außerdem die experimentelle, eher unfertige Anmutung der Fassade, die mit ihren profilierten Paneelen tatsächlich nur auf den ersten Blick stark an Nachkriegsbauten wie das Wohnhochhaus von Wils Ebert neben dem jüdischen Museum erinnert. Die Paneele werden nach aktuellem Stand nämlich aus Aluminium bestehen, was der Wohnanlage am Ende wahrscheinlich eine ganz andere Anmutung geben dürfte.

Realisiert werden sollen schließlich 7.700 Quadratmeter Wohnfläche, wofür brutto 12,5 Millionen Euro vorgesehen sind. Die Fertigstellung ist bereits für Anfang 2018 geplant — wer also Lust auf eines der schönen Ateliers hat oder wer gerne in einer der Wohngruppen mit ihren Gemeinschaftsflächen unterkommen möchte, der kann schon mal seine Bewerbungsunterlagen zusammenstellen. (sb)

Modellfotos: H. - J. Wuthenow


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

7

tschick | 18.12.2015 15:45 Uhr

weniger nörgeln

Meine Güte, diese ständige Larmoyanz ist wirklich noch weitaus destruktiver, als viele mittelmäßige Entwurfsansätze. Bitte einmal nach Wien oder Zürich schauen (liegen klimatisch auch nicht in Süditalien, bezüglich Zusammenhang von Laubengang und Winter und so...) und sich dort Genossenschaftsbauten anschauen, als im Rückgriff auf Erschließungssystem Laubengang gleich den baulichen Untergang des nächsten Berliner Kiezes heraufzubeschwören. Und EM2N kann man wohl zutrauen, dass sie sich entsprechenden Begehrlichkeiten eines Bauträgers qualitativ zu widersetzen wissen. Um auf die eingangs genannte Larmoyanz zurückzukommen: Ab dem 3. Rang wurde anscheinend ab der ersten Skizze mit selbiger im Hinterkopf entworfen und dann lieber mal ein Experiment bauen und evaluieren, ob es nicht doch funktioniert.

6

Mark Franzen | 17.12.2015 11:20 Uhr

Reiche Fassaden?

@ MarkusFriedrichshain

So sehr ich mit Ihren Aussagen grundsätzlich sympathisiere, so sehr geht Ihre Analyse doch an der Realität vorbei. Der Rollbergkiez ist keine abgehängte Gegend mehr, sondern längst mitten in der Gentrifizierung, wer heute einigermaßen cool und jung ist, zieht ungefährt in diese Gegend.

Und der Witz ist, wenn diese Menschen in ein paar Jahren Kinder kriegen, dann wollen sie genau so ein Haus, mit so einer Fassade. Die untere bis mittlere kreative Mittelschicht will so wohnen, das sieht man an der Ritterstraße 50 von ifau und co. Und wenn sie von den Investoren Projekten im Prenzlauer Berg oder Charlottenburg sprechen, das ist architektonisch nun wirklich der letzte Schrott. Niemand mit einem Rest ästhetischen Selbstrespekt würde dort wohnen wollen, selbst wenn man das Geld hat.

Und wenn es Ihnen um die geht, "die sich nur noch im Rollbergviertel eine Wohnung leisten können", dann kann ich Ihnen sagen, dass sie diese Menschen nicht mehr lange dort antreffen, sondern sich schon mal in Richtung Spandau aufmachen sollten. Jede sozialschwache Familie, die dort auszieht, wird durch Mittelstandskids ersetzt, denen Papa die Wohnung zahlt. Das ist schon lange die Politik der Ent(Durch)Mischung, wie sie die großen Berliner Wohnungsbaugesellschaften fahren.



5

Joost | 17.12.2015 11:13 Uhr

wie kann man nur?

perfekt für das Berliner Wetter geeignet.
Mögen die kommunikativen Gemeinschaftszonen und heimeligen Laubengänge, die dann im nasskalten Winter gefühlte 8 Monate lang ihren Horror voll entfalten werden, im Berliner Morast versinken und nie gebaut werden! Schrecklich!

4

JOSCIC | 17.12.2015 10:54 Uhr

Laubengang

in Berlin ist eigentlich keine gute Idee, auch wenn man es vielleicht Wohnstraße nennt und auch wenn es sich wie mir scheint, um Kleinwohnungen handelt. Die Wohnräume sind zum Gang hin orientiert und auch wenn es eine kleine Lücke im Fußboden gibt, um ein wenig Privatzone zu schaffen: Es wird feucht, muffig und zugig sein. Der Bauträger wird das ganze einhausen wollen und dann gibt es Probleme mit dem Brandschutz.

Aber vielleicht muß das Unmögliche doch immer wieder probiert werden, zumal wenn es so schön entworfen ist wie der erste Preis.

3

solong | 17.12.2015 09:05 Uhr

zurück in die vergangenheit

... leider nicht in die, die eine gewisse wärme / menschlichen massstab verkörperte ... sondern in menschenverachtende wohnblöcke ... mit pseudosozialen elementen ... laubengänge ... das hat man ja schon alles mal versucht ... das ergebnis kann man sich in einer vielzahl von grosssiedlungen ansehen ... und das sieht nicht so aus ... wie sich einige "sozialromantiker" das hier vorstellen ... naja wenigstens die konsequente fortsetzung der flächensanierungen der sechziger- und siebzigerjahre ... beschämend für unsere "reiche" gesellschaft ...

2

Thomas Krüger | 16.12.2015 21:31 Uhr

LaubenGänge

Endlich mal wieder eine Renaissance des Laubenganges. Ein schöner Entwurf, der die auf die Kommunikationsfähigkeit der zukünftigen Bewohner setzt. Eine gute Wahl.

1

MarkusFriedrichshain | 16.12.2015 18:27 Uhr

Fällt niemandem diese Verlogenheit auf?

Wirklich toll dieser "experimentelle Entwurf"... Und die Baunetz-Redaktion kriegt sich gar nicht mehr ein...
Aber mal im Ernst: Zieht ein Mitglied der Baunetz-Redation oder der Jury um Frau Lüscher in dieses Gebäude (in dieser Gegend) ein??
Wohl kaum.
Zeigt aber klar die Einstellung der Entscheider und Verfasser: Die, die sich nur noch im Rollbergviertel eine Wohnung leisten können, deren Wohnhaus soll dann auch nach außen "Sozialwohnung" vermitteln. "Schön unfertig", für den kleinen Geldbeutel.
Ich hoffe man veröffentlicht meinen Kommentar, Frau Lüscher ihnen kann ich nur entgegnen, Sie haben keinen Anstand. Machen Sie diese Juryentscheidungen bei Wettbewerben bitte bei Großinvestoren im Prenzlauer Berg oder in Charlottenburg. Man wird dann sehen, ob die Investoren ihrer eher gutbetuchten Klientel solche "Experimente" zumuten würden.

 
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1. Preis: EM2N

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