Berliner Planer*innen wissen es, für alle anderen sei es hier nochmals betont: Nicht nur der Wedding kommt – auch Spandau (und das vermutlich schneller als der Wedding...). Der selbstbewusste Bezirk im äußersten Westen Berlins, dessen Bewohner*innen noch immer ein wenig damit hadern, dass sie vor 100 Jahren eingemeindet wurden, steht vor gewaltigen Entwicklungsprojekten.
Grund dafür sind die immens weitläufigen Industriegebiete im Osten des Bezirks, wo unter anderem Siemens seinen historischen Firmensitz hat. Letzterer soll in den nächsten Jahren zum smarten Arbeits- und Produktionsstandort Siemensstadt Square transformiert werden. Nördlich der Siemensstadt entsteht wiederum das 59 Hektar große Stadtquartier „Das Neue Gartenfeld“. Ein Konsortium aus Privatwirtschaft, Genossenschaften und der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Gewobag möchte hier 3.700 Wohnungen und den größten Schulcampus des Bezirks realisieren.
Kürzlich gaben nun die international agierende Invesco Real Estate und das Berliner Unternehmen Kauri Cab bekannt, was sie auf einem Gewerbegebiet westlich der Siemensstadt planen. Auf einem Areal zwischen der Hauptstraße Am Juliusturm und der Spree soll nach Entwurf von E2A (Zürich) und Rehwaldt Landschaftsarchitekten (Dresden) ein Gewerbe-Campus entstehen. Das Team setzte sich in einem einphasigen und nichtoffenen städtebaulich-architektonischen Wettbewerb nach RPW 2013 gegen neun Konkurrenten durch. Thomas Müller Ivan Reimann Architekten mit Vogt Landschaftsarchitekten (beide Berlin) sowie HENN (Berlin, München) besetzten zwei dritte Plätze. Eine Anerkennung gab es für Nieto Sobejano mit Frank Kiessling.
Der Entwurf von E2A und Rehwaldt sieht 15 unterschiedlich dimensionierte Baukörper vor. Die Investoren sprechen von einem „flexiblen Stadtmosaik“, dessen Einzelelemente „spielerisch auf dem Gelände angeordnet“ werden. Die städtebauliche Platzierung verspricht spannungsvolle Außenräume. Richtung Flussufer ist ein Park geplant, an dessen westlichem Ende ein Hochhaus mit circa 65 Metern Höhe steht. In den Häusern sollen laut Investoren dereinst „Büros, Produktion, Labore, Data Centers und Life Sciences“ zu finden sein. Wohnnutzungen sind nicht vorgesehen.
Ebenso wie die konkrete Architektur noch der Ausformulierung zu harren scheint, lesen sich auch die bisher veröffentlichten Zahlen noch vage: Über 200.000 Quadratmeter oberirdische Bruttogrundfläche sind geplant, weitere Details etwa bezüglich einer genaueren Nutzungsverteilung gibt es nicht. Laut Angabe der Architekt*innen ist die Fertigstellung des Areals aber bereits für 2025/26 geplant. Das Investitionsvolumen liegt bei unter einer Milliarde Euro. (gh)
Auf Karte zeigen:
Google Maps