Hafen des Mondes nennt sich jener Teil von Bordeaux, der seit 2007 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Hier geht es um die Beziehungen der Stadt zu Garonne und dem nahen Meer, weshalb auch die alten Hafenbecken nördlich des Zentrums Teil des Flächendenkmals sind. Deren Bestand ist jedoch nur teilweise historisch interessant, weshalb hier ein neuer Stadtteil entstehen soll. Der Masterplan dafür stammt von ANMA, der Agence Nicolas Michelin & Associés, die das Projekt zusammen mit dem Atelier des Bassins entwickelt hat.
Der Gesamtentwurf hat einen langfristigen Zeithorizont, doch schon jetzt wurden zwei Wohnbauten von ANMA fertiggestellt, mit denen die städtebaulichen Ideen emblematisch umgesetzt werden. Anstatt nämlich die Strukturen der umliegenden Viertel nachzuahmen, sollen neue Typologien entstehen, die sich besser in den industriellen Charakter des früheren Hafengebiets einfügen. Das gilt hinsichtlich der Proportionen und Materialien, vor allem aber auch hinsichtlich des räumlichen Konzepts, wie ANMA demonstriert. Ihre Gebäude orientieren sich nämlich an alten Bootshäusern, indem jeweils zwei langgezogene, sechsgeschossige Riegel durch eine lichte Halle verbunden werden.
Die Ästhetik der beiden fast identischen Gebäude ist reduziert und industriell. Die glatten Metallfassaden werden durch die Balkone und Fenster seriell perforiert, während das gezackte Sheddach an alte Fabriken des Hafens anknüpft. Längsseitig sorgt neben den Geschäften nur die subtile farbliche Variation der Baukörper für Abwechslung. Ikonisch überhöht sind dagegen die kurzen Seiten, die entweder als riesige Schaufenster oder als turmartige Kopfbauten ausgeführt wurden.
Im Gegensatz zum geschlossenen Äußeren überrascht das Innere mit gewächshausartiger Atmosphäre. Das Sheddach ist hier verglast und mit Öffnungen versehen, so dass ein natürlich belüfteter, ganzjährig nutzbarer Zwischenraum entsteht. Der ist mit seinen Vorgärten, Brücken und Balkonen primär als Kommunikationsraum gedacht. Doch wer weiß, vielleicht lassen sich die Bewohner im Gespräch auch zu gemeinsamen Projekten anregen? Ohne Probleme könnte man hier jedenfalls in den kollektiven Bootsbau einsteigen. (sb)
Fotos: Cyrille Weiner
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bücherwurm | 09.07.2015 16:57 UhrWohnen im Bootshaus
Mich hat auf den Fotos der Innenraum fasziniert. Der Wellblechchick der Außenfassade war hingegen für mich etwas schwach. Aber wichtig ist doch als Bewohner der Blick aus der Wohnung und der ist ins Atrium gelungen. Ob es da im Sommer auszuhalten ist oder einfach nur stickig ma ich nicht orakeln.