Die Expo 2020, die aufgrund der Corona Pandemie von Oktober 2021 bis März 2022 stattfand, sollte ein Gradmesser für die wirtschaftliche und bauliche Entwicklung von Dubai sein. Wie sieht es neun Monate nach der Weltausstellung dort aus?
Von Christian Brensing
Die Vereinigten Arabischen Emirate und das benachbarte Saudi-Arabien sind wieder voll im Geschäft. Diesen Eindruck zumindest vermittelte im Dezember die Stimmung auf der BIG 5, der jährlich in Dubai stattfindenden Baumesse für die MENA-Region (Mittlerer Osten und Nordafrika), die an den Optimismus vergangener Tage anknüpfen konnte. Angesichts der weltwirtschaftlichen Führungsposition Saudi-Arabiens mit 7,6 Prozent Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2022 mag das nicht verwundern.
Aber auch Dubai ist gut im Geschäft – mit Umsätzen in der Tourismusindustrie auf Vor-Pandemie-Niveau und einer pragmatisch-opportunistischen Realpolitik dem Westen und Russland gegenüber. Das Land liefert Öl und Gas an westliche Staaten. Die Grenzen für solvente „Kriegsflüchtlinge“ aus der Ukraine wie auch aus Russland stehen offen. An den Messeständen ist von gestiegenen Mieten um circa 30 Prozent und einem praktisch leergefegten Wohnungsmarkt in Dubai die Rede.
Michael Pittscheidt, der die Beteiligung deutscher Firmen auf der Baumesse koordiniert, sprach von „ausgezeichneten Abschlüssen der über 100 deutschen Firmen“. Diese nutzen die Messe, um in der arabisch-asiatischen Welt einschließlich Afrika Geschäfte anzubahnen. Tino Schulze, Geschäftsführer der S+S Regeltechnik aus Nürnberg, die Messgeräte unter anderem für Windparks und Offshore Anlagen produzieren, stellte zudem fest, dass die Messe immer internationaler werde. Indien hätte eine starke Präsenz sowie Spezialisierung auf Architektur, Konstruktion und Bauausführung, türkische Unternehmen würden inzwischen die ehemals von deutschen Firmen repräsentierte Elektro- und Lüftungsindustrie dominieren und chinesische Firmen würden im Bereich der Komponenten- und Materialzulieferung führen.
Im Vergleich zur optimistischen wirtschaftlichen Stimmung wirkt das Gelände der im März 2022 zu Ende gegangenen Expo 2020 auf seltsame Weise verwaist. Zwar erscheinen die Außenanlagen wie manikürt, es brennen Lichter, laufen Klimaanlagen und erklingt Musik aus Lautsprechern, aber es ist fast menschenleer. Auch die Pavillons, einschließlich des Expo Village stehen leer. Besucher*innen würde sicher gar nicht auffallen, dass manche Länderpavillons der 192 teilnehmenden Nationen längst nicht mehr da sind. Onur Biter, Projektmanager der Schweizer Baufirma Nüssli, die elf Pavillons realisierte, ist derzeit mit dem Rückbau von sechs Pavillons beschäftigt.
Der von querkraft architekten (Wien) geplante Österreichische Pavillon und der Britische Pavillon von der Bühnenbildnerin Es Devlin sind bereits abgebaut. Auch der von LAVA (Stuttgart) geplante Deutsche Pavillon ist komplett verschwunden. Letzterer wurde zu über 80 Prozent wiederverwertet, der Rest vollständig recycelt. Das Land Baden-Württemberg hat seinen völlig leergeräumten Pavillon an die Expo City Dubai verschenkt. Hinsichtlich der Nachnutzung der Expo Liegenschaften gibt es dennoch eine neue Vision: Die nächste Weltklimakonferenz (Cop28) wird Ende 2023 in Dubai stattfinden – in der Expo City.
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auch ein | 26.01.2023 08:08 Uhrarchitekt
noch alles schön beleuchtet und sicher weiter gekühlt,
die klimaretter können kommen.
es ist ein debakel! diese expos sind völlig aus der zeit gefallen.
man kann natürlich "den leergeräumten pavillon verschenken". dann spart man sich den abbau, ganz billig ist das "verschenken" aber nicht....
traurig
und die nächste expo kommt bestimmt