Vor ziemlich genau einem Jahr kam Hurrikan Sandy über die Ostküsten von Mittel- und Nordamerika und hinterließ Schäden in Milliardenhöhe. Vor allem die Bilder aus New York sind noch in Erinnerung, machten sie doch deutlich, wie angreifbar auch die Städte der Industrienationen angesichts des Klimawandels sind. Die Probleme haben dabei oft auch eine starke städtebauliche Dimension, wurden doch oft Pufferzonen aus Dünen oder Marschland über die Jahrzehnte dicht bebaut, ist die Stadt der Natur also schlicht zu nahe gekommen. Wie sich das angesichts der zu erwartenden Veränderungen der nächsten Jahrzehnte wieder revidieren ließe, damit beschäftigten sich gerade drei Wettbewerbe in New York.
Als Teil der offiziellen Wiederaufbaubemühungen der US-Bundesregierung geht es bei Rebuild by Design ums große Ganze. Zehn prominente Teams wie OMA, Grimshaw, BIG oder das MIT samt einer Vielzahl an Fachplanern arbeiten hier an Ideen, wie sich der Großraum New York strategisch für eine bessere Koexistenz mit dem Meer entwickeln ließe. Der Ansatz, der sich durch alle Arbeiten zieht, ist der des kontrollierten Rückzugs aus bestimmten Küstenbereichen, wobei sich die Ideen der Teams deutlich dahingehend unterscheiden, was man mit diesen wiedergewonnenen Pufferzonen anstellen könnte.
Diese reichen von einfachen Grünflächen und Gärten über Ruinenlandschaften bis hin zu künstlichen Großstrukturen, die kulturelles Programm aufnehmen würden. Aktuell werden die bisherigen Entwürfe mit einer breiten Öffentlichkeit diskutiert, dann ein weiteres Mal überarbeitet und schließlich 2014 ein Gewinner bestimmt, der zur Grundlage des Umbaus der Stadt werden könnte.
Einen lokaleren Ansatz verfolgt dagegen der FAR ROC Competition, der sich auf die Rockaway-Halbinsel in Queens beschränkt. Hier sollten für eine besonders stark zerstörte Gegend in unmittelbarer Küstennähe städtebauliche Ideen entwickelt werden, die auch eine Verdichtung zuließen. Gewonnen hat ein schwedisches Team um das Büro White arkitekter aus Göteborg, dessen Entwurf mit vielen kleine Interventionen und Anpassungen arbeitet. Wellenbrechende künstliche Inseln wurden hier ebenso bedacht wie befestigte Rettungswege und größere sozioökonomische Aspekte wie die Notwendigkeit einer engen Gemeinschaft, die auch nach dem Ernstfall zusammen hält. Ein weiterer Preis ging an das New Yorker Büro Ennead Architects, das mit einer Stadt auf Stelzen einen stark architektonischen Ansatz verfolgt, bei dem die nächste Überflutungen fast wie eine malerische Venedig-Werdung anmuten könnte.
Mit den küstennahen Vororten auf Long Island beschäftigt sich der dritte Wettbewerb namens 3C, bei dem naturgemäß alles eine Nummer kleiner ist. Auch hier geht es um den konkreten Wiederaufbau, aber gefragt waren keine Gesamtlösungen, sondern Wohnhaus-Prototypen. Aus diesen sollen dann, so die Hoffnung, Erkenntnisse für das allgemeine Planungsrecht gezogen werden, dem dann wiederum die meist individuellen Bauherren folgen.
Gewonnen hat hier das örtliche Team Mixed Paper, dessen Entwurf darauf fokussiert, was aus der Mischung von bestehenden und neuen Strukturen entstehen könnte. Der zweite Preis, die Arbeit Flexing with the Tides der Gruppe Movers & Shakers, wählt dagegen einen explizit technischen Ansatz mit vorfabrizierten Modulen. Der mit dem dritten Preis ausgezeichnete Entwurf Hard-Core versucht dagegen, die Bedrohung durch das Meer mittels hoch aufgeständerter Strandhäuser in einen ästhetischen Mehrwert zu verwandeln.
Rebuild by Design: www.rebuildbydesign.org
FAR ROC: www.farroc.com
3C Competition: www.3ccompetition.org
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