Aus Brasilien kommen zunehmend Berichte über Proteste der ärmeren Bevölkerung gegen die Fußball-WM und die dafür gebauten Stadien. Man wird sehen, inwieweit die Proteste das Turnier beeinträchtigen werden. Blendet man die sozialen und politischen Probleme hingegen einmal aus, ist von gelungenen Beispielen für deutschen Architekturexport zu berichten: Mit der Einweihung von Manaus in diesem Frühjahr ist die Troika der von v. Gerkan Marg und Partner (gmp) zusammen mit schlaich bergermann und partner entworfenen Stadienbauten bzw. -umbauten für die Fußball-WM komplett. Über die Arena Fonte Nova in Salvador de Bahia von Schulitz Architekten (mit Setepla) hatten wir bereits 2013 berichtet.
Arena da Amazônia, Manaus
Konzept und Entwurf: gmp (Volkwin Marg, Hubert Nienhoff mit Martin Glass) und schlaich bergermann und partner (Knut Göppert mit Knut Stockhusen und Miriam Sayeg) mit stadia, São Paulo. Bauzeit 2010-2014
Aus dem Zusammenfluss des Rio Negro und des Rio Solimões entsteht der mächtigste Strom der Erde, der Amazonas. Hier liegt Manaus, eine Millionenstadt inmitten des Dschungels, 1.500 Kilometer vom Meer entfernt. Beim Entwurf der „Arena da Amazônia“ stand die Idee im Vordergrund, ein sehr einfaches Stadion zu konzipieren, das gleichzeitig eine Referenz an den besonderen Ort und an die Faszination des tropischen Regenwaldes darstellt. Für 45.000 Zuschauer geplant, liegt das Stadion direkt an der zentralen Verkehrsachse, die den Flughafen mit der Innenstadt verbindet.
Estádio Mineirão, Belo Horizonte
Konzept und Entwurf: Gustavo Penna Arquitecto e Associados mit Consulting durch gmp (Volkwin Marg, Hubert Nienhoff mit Martin Glass) und schlaich bergermann und partner (Knut Göppert mit mit Knut Stockhusen und Miriam Sayeg). Bauzeit 2010-2012
Belo Horizonte ist die drittgrößte Stadt Brasiliens. Das Stadion Mineirão wurde zwischen 1963 und 1965 gebaut und steht mit seiner plastischen, durch expressive Betonschotten gegliederten Fassade als nationales Monument unter Denkmalschutz. Es wurde jetzt modernisiert und saniert, wobei Gustavo Penna für die terrassierte umgebende Bebauung und gmp für das eigentliche Stadion verantwortlich zeichneten.
Das historische Gebäude wurde funktional, technisch sowie von seiner Infrastruktur her den heutigen Anforderungen an eine Fußballarena angepasst und das bestehende Sichtbetondach des Oberrangs mit einer leichten Dachkonstruktion nach innen ergänzt, um eine Überdachung aller Sitzplätze zu erreichen.
Estádio Nacional de Brasília „Mané Garrincha“
Konzept und Entwurf Dach und Esplanade: Castro Mello arquitectos mit Consulting durch gmp (Volkwin Marg, Hubert Nienhoff) und schlaich bergermann und partner (Knut Göppert). Planung Bowl: Castro Mello arquitectos. Bauzeit 2010-2013
Brasília, innerhalb von drei Jahren in einem heroischen Kraftakt erbaut, ist die einzige Stadtneugründung des 20. Jahrhunderts, die zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Das bisherige Stadion Mané Garrincha wurde 1974 fertig gestellt und stammt aus der Hand von Ícaro Castro Mello. Sein Sohn Eduardo Castro Mello versah nun das Gebäude mit einem neuen Unterrang und komplettierte das bisherige Oberrangfragment. gmp und schlaich bergermann und partner entwarfen die umgebende Esplanade.
Als größtes und besonders öffentliches Gebäude der Stadt und direkt an der zentralen Achse der städtebaulichen Grundfigur Brasílias gelegen, wurde die Komposition als monumentaler Baukörper entwickelt, der sich schlüssig in den städtebaulichen Kontext einfügt. Dabei wurde die „Stadionschüssel“ mit einer kreisrunden Esplanade umgeben, die sämtliche Erschließungselemente umfasst und auf deren „Stützenwald“ das Dach ruht.
Fotos: Marcus Bredt
Zum Thema:
Mehr zum Thema im neuen Buch von Falk Jaeger 3+1 Stadia for Brazil
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
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remko | 06.06.2014 15:51 Uhr...
baita!