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08.10.2012

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Barkow Leibingers Tour Total in Berlin

Drei Fragen und eine Bildstrecke


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Bisher stimmt die neue Bebauung rund um den Berliner Hauptbahnhof wenig hoffnungsfroh – mit dem „Tour Total“ von Barkow Leibinger Architekten ist nun ein Hochhaus fertig gestellt, das etwas aufatmen lässt. Die Deutschlandzentrale des französischen Mineralölkonzerns an der Ecke Heidestraße und Minna-Cauer-Straße, die in dieser Woche eröffnet wird, ist der erste Baustein der so genannten Europacity nördlich des Bahnhofs. Knapp 70 Meter ist der Turm ist mit seinen 16 Obergeschossen und einem Technikgeschoss hoch; 500 Mitarbeiter von Total werden zwölf Büroebenen beziehen, vier werden an andere Unternehmen vermietet.

Mit recht einfachen Mitteln – einer Verdrehung zwischen Sockel und Turm, einem leichten Knick in der Längsseite und einer Fassade aus hellen Betonfertigteilen – zeigt sich der Bau städtebaulich und architektonisch ambitioniert. Die äußere Hülle, eigentlich ein strenges Raster, wird durch Wiederholung und Variation eines Betonfertigteil-Moduls aufgelöst: Die hellen Beton-Elemente überziehen den Baukörper mit einem plastischen Linienverlauf, der die Wirkung von Licht und Schatten auf der Fassade verstärkt. Dieses Grundmodul, das asymmetrisch ist und durch unterschiedliche Drehungen eine Vielfalt erzeugt, nennen die Architekten „K-Modul“. Aus zwei dreidimensionalen Elementen zusammengesetzt, reichen diese 7,35 Meter hohen und 2,40 Meter breiten Elemente jeweils über zwei Geschosse; sie unterscheiden sich im Verlauf ihres diagonalen Grats, mit dem sie das K formen.

Im Inneren des Gebäudes haben Barkow Leibinger nur die Lobby gestaltet. In diesem repräsentativen Zugangsbereich greift eine Wandverkleidung aus Keramikfliesen das Thema der Fassade wieder auf.

Drei Fragen an Frank Barkow und Regine Leibinger


Sie haben ein Bürohaus entworfen, aber die Bürobereiche nicht geplant – wie kommt das?


Regine Leibinger: Die CA Immo ist unsere Bauherrin und direkte Ansprechpartnerin, für sie haben wir das Haus gebaut, Total hat dann als Mieter die Belegungsplanung und Möblierung in andere Hände gegeben, auch das Bistro im EG. Es ist heute immer seltener der Fall, dass Auftraggeber und Nutzer identisch sind, das ist einfach so, und es nutzt nichts, das als Architekt zu beklagen. Man muss vielmehr lernen, daraus das Beste zu machen. „Das ganze Haus aus einer Hand“ gibt es eben fast nicht mehr. Aber beim Tour Total hat das eigentlich trotzdem alles gut funktioniert. Wir sind froh, dass wir mit der Findung der städtebaulichen Figur und der Fassade ein Zeichen setzen konnten und das Haus insgesamt gute Arbeitsbedingungen bieten wird. Die Räume sind hell und sehr angenehm proportioniert, der Knick sorgt auch innen für eine gewisse Spannung. Die raumhohen Verglasungen bieten tolle Ausblicke, außerdem lässt sich jedes zweite Fenster 12 Zentimeter weit öffnen, so dass man auch bis ganz oben „frische Luft“ bekommt.

Welches Zeichen soll die Fassade denn setzen?


Frank Barkow: Wir wollten zeigen, dass Architektur auch mit einem vorgegebenen Öffnungsmaß von 60:40 und einem wirtschaftlichen Budget für eine Hochhausfassade von etwa 800 Euro pro Quadratmeter nicht von der Stange kommen muss. Wir wollten ein Haus umsetzen, das nach Berlin passt, das vielgestaltig ist, das von nah und fern ganz unterschiedliche Ansichten bietet, das die Möglichkeiten der Vorfertigung und die Qualitäten des Materials Beton möglichst weit ausreizt.

Ist die expressive Hülle nicht nur Dekoration? Was ist ihre Besonderheit?

Regine Leibinger: Dieses weiße Gewand gibt dem Haus sein Gesicht, aber wie bei einer klassischen hinterlüfteten Fassade hat die äußere Schicht auch eine Funktion. Sie liegt vor der tragenden Konstruktion, verbirgt die Dämmung und die Befestigung des Sonnenschutzes.

Frank Barkow: Aber sie ist mehr als die übliche Verkleidung, hinter der man etwas versteckt. Die Betonfertigteile sind nicht einfach vorgehängt, sie entsprechen dem Konstruktionsprinzip des Rohbaus und bilden es exakt nach außen ab. Die Entwicklung eines asymmetrischen Moduls, das durch Drehung und Variation Vielfalt erzeugt, hat uns begeistert. Wir wollten möglichst wenige horizontale Fugen und möglichst scharfe Kanten, um die Vertikalität noch zu betonen. Was die Fertigteilfirma geleistet hat, ist wirklich enorm.


Video:



Zum Thema:

Im ARCHlab-Video sprechen Regine Leibinger und Frank Barkow über den Tour Total. Die Videoreihe ARCHlab ist eine Koproduktion von BauNetz und Prounen Film, mit freundlicher Unterstützung des Goethe Instituts und der Firma GIRA. Alle Videos sind wahlweise in Originalfassung oder mit deutscher und englischer Synchronisation abrufbar. Mehr Filme gibt es hier.

Der Tour Total wird diesen Donnerstag in Anwesenheit von Klaus Wowereit eröffnet. Am Freitag feiert Total ein Mitarbeiterfest, am 13. und 14. Oktober haben alle Berliner zwischen 12 und 19 Uhr im Rahmen eines Straßenfest die Gelegenheit die obersten Etage des Turms zu besichtigen.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

8

Hurz | 10.10.2012 12:14 Uhr

nein

...stand neulich mit einer größeren Gruppe,
durchaus gebildeter Personen, am Hamburger Bahnhof. 10 von 11 Personen (nicht Architekten)
fanden den Bau wenig gelungen.

7

valentin | 10.10.2012 00:54 Uhr

___

das kann man so machen.

6

auch ein | 09.10.2012 13:57 Uhr

architekt

auf bild zwei sieht man ganz gut, das man mit der beurteilung vielleicht noch warten sollte, bis das drumherum mal steht / gestaltet ist.
aber ja, irgendwie fehlen paar geschosse, dass es harmonisch wirkt.
"so ischs nur en wolgekrätzerle"

5

mein name ist hase | 09.10.2012 11:20 Uhr

städtebau

völlig zu recht kritisiert herr frank den städtebau. wenig nachvollziehbar wurden auf dem kleinen tortenstück nördlich des bahnhofes volumen plaziert, die wenig mit einander korrespondieren oder eine städtebauliche einheit erzeugen. daraus hat barkow leibinger allerdings einen eigenständigen weg entwickelt, der plausibel erscheint. hier ist ein moderner bürobau enstanden, der ungewöhnlich hochwertig und elegant den unort zum ort macht.

4

Bücherwurm | 09.10.2012 10:27 Uhr

Fassade

Ich fahre fast jeden Tag von der Heidestraße kommend mit dem Rad an der Fassade vorbei und kann die Kommentare nicht nachvollziehen. Grundsätzlich finde ich, dass hier eine spannende Fassade mit einfachen Gestaltungsmitteln gebaut wurde. Es ist eben dar kleine Kniff, der hier den Charakter formt.
Die Proportion ist in meinen Augen nicht grobschlächtig. Es ist kein filigraner Wolkenkratzer sondern ein solider Riegel, das ist klar. Aber wirklich beurteilen kann man das wohl nur im Zusammenspiel mit den weiteren Neubauten am Platz.

3

kein Berliner | 09.10.2012 09:34 Uhr

@ fred

Ich kenne das Haus nicht in Realität, aber die Bilder (die viel sagen können...) machen erstmal einen anderen Eindruck. Und auch wenn ich mit solchen Vergleichen ziemlich zurückhaltend bin, wirkt der Moiré-ähnliche Effekt fast wie der Faltenwurf eines Kleides - finde ich erstmal als Akzent nicht schlecht. Noch eine weitere völlig schnörkelose Dudler-Kiste braucht doch in Berlin kein Mensch mehr.

2

fred | 08.10.2012 17:23 Uhr

Bereits aus geringer Entfernung...

...bleibt von der (intellektuell?) unfassbar aufwendigen Fassade nix übrig. Von den oberen Bahnsteigen des Hauptbahnhofs aus wirkt das Haus wie ein ziemlich ordninärer Bürobau.
Insofern sind wir mal z.B. auf das Bistro aus "anderen Händen" im EG gespannt. Vielleicht ist dessen Eindruck etwas nachhaltiger...

1

Frank | 08.10.2012 16:11 Uhr

Fassade

Die Fassade ist durchaus ambitioniert.
Leider ist sie zu subtil, um dem grobschlächtigen Volumen etwas Eleganz zu verleihen.
Vom Hauptbahnhof aus gesehen, wirken die leichten Verdrehungen sogar eher wie Fehler bei der Ausführung.
Ein derart schlecht proportioniertes Gebäude, (das ist in erster Linie natürlich ein Versagen des Städtebaus und nicht der Architektur) wird auch durch noch so raffinierte Detaillierung seinen Charakter nicht ändern.

 
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