In einem Dorf in der südchinesischen Karstlandschaft wurden alle ärmlichen Ziegelgebäude durch weiße Wohnhäuser mit modernem Komfort ersetzt. Wirklich alle? Die baufälligen Wände eines kleinen Giebelhauses blieben übrig. Die Architekten Mu Wie vom Advanced Architecture Lab und Zhou Chao vom Atelier UPA nutzten den Bestand, um – auf Initiative der örtlichen Lehrerin – ein identitätsstiftendes Zentrum für die kleine Gemeinde zu schaffen.
Aus Bambusfaser-Verbundmaterial errichteten die Architekten einen freistehenden, verglasten Neubau. Dahinter ist die Struktur der ausgebesserten Ziegelwand durch das Glas zu sehen und wirkt wie in einer Vitrine ausgestellt. Der einladende Gemeinschaftsraum mit Küche und Zugang zum Garten demonstriert Transparenz im Kontrast zur Geschlossenheit der umgebenden Bebauung. Mithilfe einer Stahlstruktur im entkernten Gehäuse des Altbaus entsteht in der Spitze des Daches ein Rückzugsort für die Kinder. Der große Raum darunter bietet eine anheimelnde Atmosphäre auch für die ältere Generation, die in den historischen Ziegelbauten aufwuchs.
Das von einem großen chinesischen Unternehmen finanzierte Projekt zeigt seinen bildenden Anspruch nicht durch strenge Musealisierung der historischen Substanz, sondern baut auf den Trümmern des Alten ein praktikables und doch poetisches Raumensemble inmitten eines lebendigen Dorfes. Noch besser einpassen könnte sich die Bildungseinrichtung eigentlich nur, wenn die angrenzende Landschaft zwischen Fluss und Berg direkt in die Architektur einbezogen würde. (dd)
Fotos: Arch-exist photography
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christof | 31.10.2016 20:26 Uhr!!!
auch die können's.