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28.11.2014
Mein Eigen, mein Schatz
Doppelhaus in München
Die typische Vorstellung von einem Wohnhaus, wie es zur Zeit überall aus dem Boden gestampft wird, basiert auf den Gedanken „Mein Eigen“, „Nur für Mich“ und „Seht her, das ist meins“. Solche Grundsätze stehen bei den meisten Bauherren und damit bei Architekten so stark im Vordergrund, dass nicht viel Spielraum für interessante Ideen oder Individualität bleibt. Und der Traum von den eigenen vier Wänden scheint so groß zu sein, dass die Bewohner freiwillig auf Garten und Privatsphäre verzichten und ein viel zu großes Haus auf ein viel zu kleines Grundstück packen – alles unter dem Begriff „Nachverdichtung“. Aber was soll man machen, wenn die Bevölkerung möglichst stadtnah, aber doch irgendwie außerhalb leben möchte? Es bleibt nichts anderes übrig, als in die Orte, die dieses Kriterium erfüllen, Häuser hineinzupressen...
Dem Berliner Büro Tonic Architekten ist es nun bei diesem Doppelhaus in München gelungen, ein paar der typischen Nachteile auszugleichen. Zum Beispiel mit dem Gedanken, den Bewohnern ein wenig der Privatsphäre zurückzugeben, die durch eine extrem enge Bebauung verloren gegangen ist. So haben sie die Firste der beiden Doppelhaushälften gegeneinander verschoben, um zwei Dachterrassen zu schaffen, die an gegenüberliegenden Seiten private Räume im Freien bieten.
Auch dem Problem, dass Passanten ohne weiteres von der Straße aus ein direkter Einblick in die Innenräume gewährt wird, stellen sich die Architekten nicht durch eine Mauer, die sich auf das Straßenbild nicht unbedingt positiv ausgewirkt hätte, sondern sie verkleiden vielmehr die Fassade im Erdgeschoss zur Straße hin mit einem weißen, pulverbeschichteten Aluminium-Lamellengitter. Dieses ist „leicht geneigt und in zwei Ebenen angeordnet“, so die Architekten. Dadurch wurde eine Möglichkeit geschaffen, die Fenster vor neugierigen Blicken zu verschließen und doch Licht hindurchscheinen zu lassen.
Insgesamt wurde viel Wert auf natürlich belichtete Räume gelegt. Unterschiedliche Fenster prägen die Fassade – von schmal und hoch bis großflächig. Abgesehen von den Variationen bei den Fenstergrößen ist das Haus mit weißen Wänden und Beton sehr schlicht gehalten. Im Erdgeschoss sind die Wohnbereiche jeweils um drei Stufen abgetreppt. Dieses Detail zieht sich bis in den Garten, wo durch „große Terrassenelemente aus Fertigbeton eine Verbindung zwischen innen und außen geschaffen wird“, wie die Architekten formulieren.
Auch hier werden die drei am Anfang erwähnten Grundsätze verfolgt, doch die Architektur beschränkt sich nicht darauf, sondern es wurde versucht, ein wenig mehr daraus zu machen – wie es der Werbespruch der Architekten auch verspricht: „We are tonic, we are sparkling“. (kh)
Fotos: Hanns Joosten
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