Doppelhäuser gehören nicht unbedingt zu den spannenden Bauaufgaben. Ein Doppelferienhaus an einem steilen Hang in den französischen Alpen? Schon eher. Dem spanischen Architekten Ramón Durántez (Madrid) gelang es kürzlich, in einem reduzierten Volumen im Département des Hautes-Alpes zwei komplexe Raumgefüge unterzubringen. Diese dienen zwei Brüdern und ihren Familien als Ort der gelegentlichen Zusammenkunft.
Das längliche Gebäude orientiert sich in seinem Zuschnitt lose an vernakulären Wohnformen der Gegend. In den sogenannten Chalets d’Alpage aus Feldsteinen lebten die Bauern mit ihren Tieren unter einem hölzernen Giebeldach, das wiederum als Heuspeicher diente. Der Neubau folgt auch hinsichtlich seiner Materialwahl solchen Traditionen. Fortgeschrieben werden diese durch kommunale Vorgaben zum Schutz der Ortsbilder im umliegenden Romanche-Tal.
Statt konkreter Feldsteinmauern sind in diesen Vorgaben aber lediglich mineralische Oberflächen definiert. Durántez konnte deshalb einen subtil eingefärbten Beton als primäres Konstruktionsmaterial wählen. Wie bei den Vorbildern kommt außerdem Lärchenholz zum Einsatz. Nur das Dach aus Blech scheint auf den ersten Blick etwas aus dem Rahmen zu fallen. Doch auch hierfür bietet der umliegende Bestand aus jüngeren Jahren Anknüpfungspunkte. Der Ortbeton wurde schließlich noch sandgestrahlt, was ihm ein weicheres Aussehen verleiht. Das Doppelferienhaus steht im kleinen Weiler Les Terrasses über der Gemeinde La Grave.
Hinter einem gemeinsamen Zugang entfalten sich die beiden Raumgefüge auf ähnliche, aber leicht variierende Weise. Linkerhand im Flur liegt die erste Einheit, wo sich ebenerdig hinter einer Klappwand das Elternschlafzimmer befindet. Darüber – erreichbar über steile Stiegen – folgen mehrere Schlafalkoven für die Kinder. Der Wohnbereich liegt im Untergeschoss mit direktem Zugang zum Garten. Diese kleinere Einheit umfasst 75 Quadratmeter.
Bei der größeren Wohnung mit rund 95 Quadratmetern befinden sich wiederum im Untergeschoss die Schlafzimmer, darüber der Wohnbereich und unter dem Dach ist Platz für Gäste oder zum Spielen. Die beiden oberen Ebenen sind durch Lufträume verbunden, was dem Wohnen etwas mehr Großzügigkeit verleiht. Dank einer doppelten Hanglage ist auch hier der Garten direkt aus dem Wohnzimmer erreichbar.
Im Inneren dominieren Holz und weißer Putz, was im Kontrast zur schönen rauen Betonhülle fast ein wenig zu glatt wirkt. Seine Aufmerksamkeit legte Durántez in den Innenräumen aber ohnehin primär auf die Aussicht – und die ist dank großer Fenster und einer fast schon hochalpinen Kulisse ziemlich atemberaubend. (sb)
Fotos: Imagen Subliminal (Miguel de Guzmán + Rocío Romero)
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auch ein | 21.08.2023 14:04 Uhrarchitekt
sehr schönes häuschen!
es sah für mich zunächst aus wie ein lehmhaus, auch aus der nähe.
leider beton.
schaut mal die aktuelle doku auf ARTE an über "alte materialien-neue materialien", da wird der lehm grade für solch kleine sehr gut ins licht gerückt