„Berlin ist ein Dorf“ – das ist der erste Satz des Filmtrailers. Dazu der Blick aus dem Zugfenster: ein Kornfeld, aus dem im Hintergrund der Fernsehturm stakt. Schaustellen, Baustellen, Modenschauen, eine Regenschirm-Oma, Kreuzberger Abriss-Silhouetten, rote Theatervorhänge, rote Teppiche und schimpfende Demonstranten, alles mit einem lässigen Breakbeat hinterlegt – das sind die Bilder, die Hunger auf die filmische Liebeserklärung an Berlin 2009 machen sollen. Ein Dokumentarfilm ist voll an Beobachtungen. Dafür lieben wir diese Filmart. Dieser Streifen mit dem Titel „In Berlin“, Regiedebüt von Hollywood-Kameramann Michael Ballhaus und Ciro Capellari, ist übervoll an Beobachtungen. Filmstart in den bundesdeutschen Kinos ist morgen.
Kamera an: Und bitte! Mund zu, Augen auf, draufhalten und dabei sein. Maybritt Illner in ihrer alten Wohngegend am Frankfurter Tor, Christoph Schlingensief beim stetigen Diskutieren, Allround-Künstlerin Danielle de Piciotto im Gespräch mit Frank-Walter Steinmeier, Architekten des Büros Graft beim Blick vom noch stehenden Palast der Republik aufs Alte Museum. Natürlich kommt auch Klaus Wowereit zu Wort.
Es ist ein Dokumentarfilm des geborenen Berliners Ballhaus entstanden, der auf Prominenz hätte verzichten können, sie aber doch begleitet, vielleicht, weil es auch ein Film für die „Be Berlin“-Kampagne ist. Der Film wird demnächst bei Veranstaltungen in fünf deutschen Großstädten gezeigt. Berlin hat keinen Sinn für Schönheit, sagt jemand. Dafür lieben wir Berlin. Denn Schönheit ist vergänglich. Und nicht besonders interessant.
Danuta Schmidt