Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird in Connewitz Energie für Leipzig erzeugt. 1885 planten Ingenieur Georg Wunder und Stadtbaudirektor Hugo Licht im Südosten der Stadt das
Gaswerk II mit einst vier Gasometern – zwei sind bis heute erhalten, sie dienen als Eventlocation –, zu DDR-Zeiten wurde es durch ein mit Braunkohle betriebenes Heizwerk ersetzt. Nach dessen Stilllegung 1996 entstanden auf dem 21 Hektar großen Gelände zwischen denkmalgeschützten Ziegelbauten schmale Fernwärmespeicher und einige Verwaltungsbauten. Ein 172 Meter hoher Schornstein erinnert noch an die Zeit qualmender Kohleschlote, muss aber demnächst weichen. Denn die Leipziger Stadtwerke planen hier ihre neue, 20.000 Quadratmeter große Unternehmenszentrale.
Mit dem Ziel, aus bislang sechs Standorten einen zu machen, lobten die Stadtwerke für das unternehmenseigene Grundstück einen nichtoffenen Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltenem Bewerbungsverfahren aus. Junge Büros waren nach dem Prinzip der Eignungsleihe explizit zur Teilnahme aufgefordert. Unter den qualifizierten Büros wurden schließlich 15 Teilnehmer per Los ausgewählt. Am Ende votierte die Jury, der Architekt
Jörg Springer vorsaß, einstimmig für
Dohle + Lohse Architekten. Alle Preisträger:
- 1. Preis: Dohle + Lohse Architekten, Braunschweig, mit Chora Blau Landschaftsarchitektur, Hannover
- 2. Preis: ARGE mtp architekten, Frankfurt/Main, Sinning Architekten, Darmstadt, mit Sommerlad Haase Kuhli Landschaftsarchitekten, Gießen
- 3. Preis: Max Dudler mit Planorama Landschaftsarchitektur, beide Berlin
- Ankauf: Tchoban Voss Architekten mit LA 21 Landschaftsarchitektur, beide Dresden
Verteilt auf zwei 6.800 beziehungsweise 4.900 Quadratmeter große Baufelder galt es, zwischen Zentrallager mit LKW-Lieferverkehr und Ziegelbauten ein Ensemble zu entwerfen, das die Idee eines Campus widerspiegele. Das Raumprogramm wurde vorab in Partizipationsprozessen mit den Mitarbeiter*innen konzipiert.
Über den mit 47.500 Euro dotierten 1. Preis sagt die Jury, er stelle in seiner Gesamtheit eine hervorragende Lösung dar. Die vorgeschlagenen dreigeschossigen Gebäude würden sich wohltuend maßstäblich in die vorhandene Bebauung einfügen und diese auf unprätentiöse, aber eigenständige Weise ergänzen. Zwei kompakte Blöcke mit innenliegenden Höfen projektieren die Architekten zwischen den Bestandsbauten. Die gewählte Architektursprache im Duktus der ehemaligen industriellen Standortnutzung sei angemessen, so das Urteil. Nur der Einsatz von Recyclingziegeln erscheint der Jury fragwürdig. Realisiert werden soll der Bau bis Ende 2023.
(kat)
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