Docomomo International hat einen neuen Preis vergeben! Am letzten Mittwoch gab die 1988 gegründete Denkmalorganisation die Gewinner*innen des ersten Docomomo Rehabilitation Award bekannt. Mit dem Preis möchte die Non-Profit-Organisation weitere Aufmerksamkeit für ihre Arbeit schaffen.
Docomomo steht für International Working Party for Documentation and Conservation of Buildings, Sites and Neighbourhoods of the Modern Movement. Ziel ist die Förderung von Dokumentation, Erhalt und wissenschaftlicher Erforschung sowie die Information der Öffentlichkeit über die kulturelle Bedeutung der Architektur der Moderne. Der Docomomo Rehabilitation Award ist eine Auszeichnung für herausragende Sanierungen der letzten zwölf Jahre. Aus 84 Einreichungen kürte die Jury 18 Preisträger*innen.
Außerdem wurde der Preis „Committed Personality“ für ein beispielhaftes Lebenswerk zur Förderung des Erbes der Moderne vergeben. Er geht an den Berliner Architekten Winfried Brenne. Brenne war unter anderem an der Sanierung der Waldsiedlung Zehlendorf und der Gartenstadt Falkenberg in Berlin von Bruno Taut, des Bauhaus Dessau und des Meisterhauses Muche-Schlemmer von Walter Gropius sowie der ADGB-Bundesschule in Bernau von Hannes Meyer und Hand Wittwer sowie des Max Liebling House in Tel Aviv von Dov Karmi beteiligt.
Mitglieder der Jury waren Barry Bergdoll (USA), Horacio Torrent (Chile), Scott Robertson (Australia), Uta Pottgiesser (Germany), Yoshiyuki Yamana (Japan) und Ana Tostões (Portugal). Sie vergaben in neun Kategorien, die für unterschiedliche Ansätze der Denkmalpflege stehen, jeweils zwei Preise. Eine Publikation zur aktuellen Preisrunde ist für Anfang 2022 vorgesehen. (tp)
- Kategorie Enhanced Masterpieces
„Herausragende Eingriffe bei der Renovierung von Meisterwerken der Moderne unter Beibehaltung der Prinzipien und des Charakters dieser Wahrzeichen“
Neue Nationalgalerie, Berlin, Deutschland
David Chipperfield Architects Berlin, 2016–21
[Ludwig Mies van der Rohe, 1965–68]
Yoyogi National Gymnasium, Tokio, Japan
Tange Associates and Kume Sekkei, 2018–20
[Kenzo Tange & Urtec, Tange Laboratory, 1963/64]
- Kategorie Lasting Heritage
„Beispielhafte Praktiken, die Erhaltungs- und Instandhaltungspläne als Schlüsselinstrumente betrachten, um den Auswirkungen der Zeit zu trotzen“
Sydney Opera House, Sydney, Australien
Alan Croker, 2017–20
[Jørn Utzon and Hall, Todd & Littlemore, 1965–68]
Yale Center for British Art, New Haven, USA
Peter Inskip, Stephen Gee and Knight Architecture, 2012 / 2008–16
[Louis I. Kahn, 1971–77]
- Kategorie Engaged Societies
„Innovative Forschung, die auf Alltagsarchitektur wie Wohnkomplexe angewandt wird und institutionelles und gesellschaftliches Engagement beinhaltet“
Cité du Lignon, Genf, Schweiz
Franz Graf and Giulia Marino, TSAM, 2008–12
[Addor & Julliard With Louis Payot, 1963–71]
Serpentine House, Helsinki, Finnland
Kati Salonen & Mona Schalin Architects, 2016–20
[Yrjö Lindegren, 1950/51]
- Kategorie Metamorphosed Functions
„Beispielhafte Arbeiten, die die unverwechselbare Identität moderner Gebäude bewahren und es gleichzeitig ermöglichen, sie in Bezug auf Nutzung und Form an die heutigen Bedürfnisse anzupassen“
Municipal Orphanage Amsterdam, Amsterdam, Niederlande
WDJ Architecten, 2015–17
[Aldo Van Eyck, 1955–60]
Yamanashi Press and Broadcasting Center, Kofu, Japan
Tange Associates, 2015/16
[Kenzo Tange & Urtec, 1964–66]
- Kategorie Educating Practices
„Studien und Low-Budget-Interventionen, die dazu beigetragen haben, das Bewusstsein für die Notwendigkeit zu schärfen, das Erbe der Moderne an schwierigen Orten und unter schwierigen Bedingungen zu erhalten“
Aiton Court, Johannesburg, Südafrika
Mayat Hart Architects, 2012–14
[Bernard Cooke, W.R and Angus Stewart, 1936/37]
Casa Estudio para Artistas, Buenos Aires, Argentinien
Dirección General de Regeneración Urbana, Buenos Aires, 2017/18
[Antonio Bonet, Horacio Vera Barros and Abel López Chas, 1938/39]
- Kategorie Preserved Vanguards
„Restaurierungen, die die verlorenen innovativen Merkmale der fragilen und experimentellen Kreationen der Avantgarde wiederhergestellt und gleichzeitig ihre Widerstandsfähigkeit gestärkt haben“
Casa O'Gorman, Mexico City, Mexiko
Victor Jimenez, 2012/13
[Juan O’Gorman, 1929/30]
Hipódromo de la Zarzuela, Madrid, Spanien
Junquera Arquitectos, 2003–15
[Carlos Arniches, Martín Domínguez, Eduardo Torroja, 1935–41]
- Kategorie Sustained Uses
„Beispielhafte Renovierungen, die zeitgemäße Standards für Sicherheit, Nachhaltigkeit und verbesserte Technologien einführen und gleichzeitig die Funktion und Identität der Gebäude bewahren“
Grand Auditorium of the Calouste Gulbenkian Foundation, Lissabon, Portugal
Teresa Nunes da Ponte, Arquitectura, 2013/14
[Alberto Pessoa, Pedro Cid, Ruy Jervis D’athouguia, 1959–69]
Cartiera Burgo, Mantua, Italien
Massimo Narduzzo and Crea.Re, 2015-2020
[Pier Luigi Nervi, 1961-1964]
- Kategorie Conservation through Activism
„Interventionen, die aus der Aktion von Einzelpersonen oder Gruppen hervorgegangen sind, die das Bewusstsein für das moderne Kulturerbe gefördert und gleichzeitig sein Konzept des sozialen Wohlergehens verbreitet haben“
Isokon and Isokon Gallery, London, England
Avanti Architects, 2004–14
[Wells Coates, 1933/34]
Trenton Bath House and Day Camp Pavilions, New Jersey, USA
Mills + Schnoering Architects, 2007–13
[Louis I. Kahn and Anne Tyng, 1955–57]
- Kategorie: Open House
„Restaurierung bemerkenswerter moderner Häuser, die jetzt für die Öffentlichkeit zugänglich sind“
Le Corbusier’s Apartment, Paris, Frankreich
Fondation Le Corbusier und Chatillon Architectes, 2016-2018
[Le Corbusier, 1931–34]
Villa Tugendhat, Brünn, Tschechische Republik
Villa Tugendhat Association, 2010–12
[Ludwig Mies van der Rohe, 1929/30]
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
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Hinrich Schoppe | 06.09.2021 17:35 UhrDank
Eine rundum gelungene Sache!
Für den normalsterblichen - und damit uninteressierten - Bauherren braucht es dazu allerdings die Angaben, die diesen interessieren: Kosten, Dauer, Vergleichbarkeit, Gewährleistungszeiten, Abschreibungsmöglichkeiten, ganz eventuell Ressourcenschonung (das ist schon schwieirg genug zu vermitteln).
Den meisten geht es schlicht ums Geld oder um Zeit, also letzten Endes auch wieder Geld.
So lange die Rettung von grauer Energie - der ich mich verschrieben habe - ökonomisch nicht konkurrenzfähig ist wird es bei diesen schönen Einzelaktionen bleiben.
Ich bin fast versucht, eine Rettung in den massiv gestiegenen Rohstoffpreisen diesen Jahres zu sehen; bisher war Altbau schlicht zu teuer, aber auch Neubau schlicht zu billig.
Schon bei der letztjährigen Verleihung der Preise der Wüstenrot-Stiftung war ja auffällig, dass die meisten Objekte im weitgehend deutschsprachigen Raum (D-A-CH) in der Schweiz lagen. Könnte daran liegen, dass hier zum einen genug Bildung hinsichtlich ästhetischer Grundsätze und historischer Koninuitäten vorliegt und könnte vor allem daran liegen, dass genug Geld vorhanden ist und aufgrund des ersteren auch gerne mal ausgegeben wird.