Adolf Loos, Otto Wagner und Josef Hoffmann sind zentrale Figuren der Wiener Moderne, die unzweifelhaft Wegweisendes für die Architektur geleistet haben und mit denen sich die Donaumetropole gerne schmückt. Doch blickt man mit historisch-kritischem Anspruch auf die Person hinter der gestalterischen Praxis0, tut sich manche Untiefe auf.
Adolf Loos wurde 1928 wegen Kindesmissbrauch angeklagt und erhielt eine Bewährungsstrafe. Bereits seit einigen Jahren diskutiert die Forschung darüber, inwiefern Loos’ Vergehen damals verharmlost wurden und einflussreiche Kreise ihn vor einer schwereren Strafe schützten. Demgegenüber zeigt sich der späte Otto Wagner durch das im letzten Jahr veröffentlichte Buch Meine angebetete Louise. Das Tagebuch des Architekten 1915–1918 als veritabler Antisemit. Andreas Nierhaus und Alfred Pfoser haben Wagners Erinnerungen an seine verstorbene Frau erstmalig herausgegeben und ermöglichen einen kritischen Blick auf die Vorstellungswelt des Architekten. Josef Hoffmann wiederum steht seit einiger Zeit im Fokus einer kritischen Forschung, die sich mit seinem Verhalten im Nationalsozialismus beschäftigt.
Im Zuge der kleinen Ausstellung „Adolf Loos – Nachleben“ in der Dauerausstellung des Az W, in der Einblicke in das Nachleben der Loos’schen Architekturideen gegeben werden, findet heutigen Mittwoch, 2.September 2020 um 19 Uhr eine Diskussion statt, die die kritische Auseinandersetzung mit der Wiener Moderne weiter voranbringen möchte. Die zentrale Frage der Veranstalter*innen: Wie verändert das Wissen um den Kindesmissbrauch von Loos, den Antisemitismus Wagners und die politische Haltung Hoffmanns den Blick auf die „Heroen der Moderne“, und wie kann man deren Werke künftig ausstellen?
Es diskutieren die Journalistin Olga Kronsteiner, der Literaturwissenschaftler und Herausgeber Pfoser, die Architekturhistorikerin Sabine Plakolm-Forsthuber von der TU Wien, die Kunsthistorikerin Elana Shapira von der Universität für angewandte Kunst sowie der Architekt Andreas Vass. Die Runde wird moderiert von Matthias Dusini, Feuilletonchef der Wiener Wochenzeitung Falter.
Termin: Mittwoch, 2. September 2020, 19 Uhr
Ort: Architekturzentrum Wien Az W, Museumsplatz 1, 1070 Wien
Live-Stream: Youtube und Facebook
Die Plätze vor Ort sind bereits ausgebucht.
Zum Thema:
www.azw.at/moral-von-der-geschicht
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tiffys fifty fifty flokati | 07.09.2020 08:28 Uhrschraube lockern?
kriminelle handlung, justiz, rechtssystem...
...worauf basiert denn ihrer meinung nach unser rechtssystem, STPH?
mathematik? periodensystem der chemie? zufall?
...gar ein eigener kosmos...?