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27.06.2008
„Planen für die Welt“
Diskussion mit Albert Speer in Berlin
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Dennissandy | 02.07.2008 07:40 Uhr@Stadtretter
Ich selbst habe Albert Speer über einige Jahre hinweg kennengelernt und ich meine, dass die Kritik von Stadtretter in Teilen an dem Tatsächlichen vorbeigeht. Insbesondere die Auseinandersetzung mit dem Namen und mit seinem Vater sehe ich aus seinen persönlichen Schilderungen anders. Es führt in der Sache nicht weiter, wenn da möglicherweise eine Spur Neid zur Überkritik verleitet. Meine große Anerkennung für Albert Speer ist seinem gelebten Unterstatement und seinem Planungsempfinden für das Praktische geschuldet. Auch wenn es manchmal vielleicht erst der zweite Blick es erkennen lässt, Albert Speer ist kein Schönwetterplaner und kein Mann der Show.
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Stadtretter | 30.06.2008 17:11 UhrGnadenlos überschätzt!
Ich habe vor wenigen Jahren einen Vortrag von Herrn Speer an der TU Berlin gehört.
Zwei Dinge fielen mir auf:
Erstens, Herr Speer ist ganz und gar kein "Großer". Weder intelektuell noch als Stadtplaner oder Architekt weist sein Werk über das zahlloser Kollegen hinaus. Einzig der Umfang seiner Arbeiten sind bemerkenswert. Immerhin führte (und führt?) er über Jahre das größte deutsche Stadtplanungsbüro.
Dies wiederrum führt zu dem zweiten bemerkenswerten Aspekt, denn
zweitens konnte Herr Speer damals nicht darstellen, dass sein ökonomischer Erfolg NICHT mit der puren Assoziation seines Namens mit dem Namen seines Vaters zu tun habe. Dass also sein schon früh nach dem Krieg einsetzender Erfolg nicht unmittelbare Folge der familiären Beziehung sei. Es fehlte ihm überdies sowohl das notwendige kritische Bewusstsein, noch der Wille sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen.
Ein zweifelhafter Arbeitsethos. Natürlich will ihn niemand dafür verantworlich machen, dass er nunmal der Sohn seines Vaters ist. Jedoch: Durch die ganz bewusste Entscheidung, mit dem Namen des berühmten - und in gewissen Teilen der Welt auch nach dem Krige überaus hoch vererhrten - Vaters "Albert Speer" international aufzutreten - und das in derselben Branche wie sein Vater, hat er ohne Not die Verpflichtung übernommen, sich zu seinem Verhältnis zu Werk und Wirken seines Vaters zu verhalten. Dieser Verpflichtung ist er offenbar nicht gewachsen, zumindest ist er ihr nie befriedigend nachgekommen. Und was auch verwundert, er scheitn in all den Jahren nicht allzu sehr danach gefragt worden zu sein. Wieso dies?
Ein paar Wort noch zu seinem damaligen Vortrag. Dieser war eine einfache Werkschau. Die gezeigten Projekte tatsächlich banal. Aber umfangreich. Sein Vorschlag für eine große Nord-Süd-Achse in Peking blieb mir in Erinnerung. Was ist daraus geworden?
Wäre da nicht der hochgeschätzte W. Schäche, man müsste vor der Veranstaltung warnen. Zusammen mit ihm, der sich ja höchst kritisch und mit bemerkenswerten Thesen mit der Architektur vor und während der Naziherrschaft auseinandergesetzt hat, besteht nun wohl doch die Hoffnung, dass der Abend nicht so unbefriedigend und langweilig wird, wie es seinerzeit bei dem Vortrag an der TU der Fall war.
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flashback | 02.07.2008 13:02 UhrDer Verpflichtung nicht gewachsen
Ich kann dem Kommentar Nr. 2 nur vollumfänglich beipflichten. Wer mit dem Namen Albert Speer in nicht-demokratischen Ländern große Wettbewerbe und Aufträge gewinnt, hat die Verantwortung sich mit der Historie des Vaters, auch öffentlich auseinanderzusetzen. Es wird mir immer ein Rätsel bleiben, warum Albert Speer nicht der Versuchung widerstehen konnte, den gleichen Beruf wie sein Vater zu wählen. Sein baukulturelles Talent ist durchschnittlich, sein ökonomisches Talent hätte er in einem anderen Beruf ebenfalls einsetzen können. Seine Geschwister haben jedenfalls einen anderen Weg eingeschlagen. Albert Speer jun. fühlt sich offenbar berufen, wie sein Vater. Deshalb bleibt ein Unbehagen.