- Weitere Angebote:
- Filme BauNetz TV
- Produktsuche
- Videoreihe ARCHlab (Porträts)
02.02.2011
Mode und Architektur
Diskussion in Berlin
6
M N | 03.02.2011 20:39 UhrEin bisschen differenzierter ?
Ich sehe dennoch einen großen Unterschied zwischen Architektur und (Kleider-)Mode. Kleidermode ist für mich ziemlich beliebig. Sie transportiert zwar ein Image, und ist damit nicht völlig ohne Hintergrund, aber lebt doch letztlich von dem ewigen Kreislauf des Veraltens und Erneuerns. Was in diesem Jahr aktuell ist, ist im nächsten ja schon sowas von out ...
An Architektur hingegen habe ich den Anspruch, dass sie Spiegel ihrer Zeit ist, insofern als sie die aktuellen Bedürfnisse erfüllt und den herrschenden Rahmenbedingungen entspricht. Solange sich diese nicht ändern, besteht kein Grund, die Architektur zu ändern.
Nach dem Motto zu bauen: "dieses Jahr ist Holz in, nächstes Jahr machen wir dann einen Blob", finde ich beliebig, unbefriedigend und unverantwortlich.
Ich gebe zu, ich suche schon immer in der Architektur das Optimum, Schönheit in Wahrheit sozusagen. Dies betrifft natürlich nicht nur funktionale Kriterien, sondern auch ästhetische, insofern kommt der Zeitgeschmack durch die Hintertür wieder herein, aber diese sind nicht, wie es die Mode schon aus kommerziellen Gründen ist, dem Zwang des ständigen Wechsels unterworfen.
Von Mode erwarte ich Abwechslung. An Architektur habe ich mehr Anspruch an Zeitlosigkeit.
5
solong | 03.02.2011 13:07 Uhr... gerade ... die
... die vehement ... verneinen ... das der gestaltung der mode und der architektur im grunde die gleichen "marketingsparameter" zu grunde liegen ... machen schon immer die ... "modischte" architektur ... und wieso ist design die erbärmlichste form der kunst ????
und soll die ausssage zur politischen archtektur aus dem griechischen begriff 'polis' für 'stadt' oder 'gemeinschaft' abgeleitet sein ???? .... dann könnte man eventuell noch einen sinn in der aussage herstellen ... ansonsten ... mit verlaub "was für ein schwachsinn"
4
Schweizer | 03.02.2011 12:46 UhrQuod erat demonstrandum
"Architektur ist nur dann Architektur, wenn Sie politisch ist. Sonst ist sie nur Design. Und das ist die erbärmlichste Form der Kunst."
Das ist der Beweis, dass über 2000 Architekturgeschichte und -theorie auch schon mal spurlos an einem vorübergehen können.
Wer den Wert von Gestaltung (ob Architektur oder Design) nur an den gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen messen will, in denen sie entstanden sind, hat in Wahrheit nichts kapiert und erklärt sich bankrott und außerstande, über das Thema Ästhetik überhaupt Verbindliches zu sagen. Was würde diese Haltung uns über die Antike lehren? Was über einen Quäkerstuhl? Wie wollen Sie die Schönheit eines Samuraischwertes ermessen oder eines Hakka-Rundhauses? Solch eine ideologisch bornierte Schere im Kopf ist totalitärer und intellektueller Krampf. Was für eine fade und autoritäre Welt wäre dies, wenn alle so dächten.
3
na das | 03.02.2011 11:33 Uhrist
aber weit aus dem fenster gelehnt!
Vor allem wenns mal wieder nicht belegt werden kann vom Autor. Traurig.
7
Schweizer | 04.02.2011 11:56 UhrEin bisschen differenzierter
"Solange sich diese (die herrschenden Rahmenbedingungen) nicht ändern, besteht kein Grund, die Architektur zu ändern."
Es besteht aber eben auch kein Grund, es nicht doch zu tun.
Was ist denn "DIE Architektur"? Es gibt Menschen, die Architekten sind: Im besten Falle kreative Individuen, die in einer freien Gesellschaft die Lust und das Recht haben, mit Ihren Entwürfen um ebenso freie und individuelle Bauherren zu konkurrieren. Wer bestimmt, wann sich "die herrschenden Rahmenbedingungen" ändern? Eine Expertenkommission? Der Präsident? Die Bauindustrie? Sie? Ich? In Deutschland scheint man künstlerischer Freiheit irgendwie zu misstrauen. (Besonders wenn diese sich dem Massengeschmack verweigert. Und wenn sie ihm entgegen kommt, dann ist es auch nicht recht.) Daher sehnt sich wohl mancher zurück nach der bequemen Verlässlichkeit von verbindlich-kanonischen Formen. Wer gibt Ihnen aber das Recht, von einem Bauherren und seinem Architekten "mehr Zeitlosigkeit" zu verlangen? (Und worin soll die bestehen?) Abgesehen von der ein oder anderen Gestaltungssatzung und den Bestimmungen des allgemeinen Bau- und Planungsrechtes gibt es nun mal die grundsätzliche Freiheit des Entwerfers und die des Auftraggebers. (Die Toleranz, das Auszuhalten, sollte man schon aufbringen.) Dessen Motivationen zu hinterfragen, steht eigentlich niemandem zu. Kreatives Planen und Bauen ist glücklicherweise kein Privileg, welches einem gnädigerweise zugestanden wird. Wir brauchen keinen "Grund", um "DIE" Architektur zu ändern. Man kann nicht einerseits nach dem "zurückhaltenden", "egolosen" Architekten als Dienstleister rufen, der nur den Interessen des individuellen Bauherren verpflichtet ist, ihn aber gleichzeitig auffordern, nach der Pfeife einer anonymen Gesellschaft und Ihren konservativen Gestaltungsidealen zu tanzen. Architekten leben und arbeiten nicht im luftleeren Raum. Die Musik bestimmt, wer bezahlt. Und wenn der Bauherr etwas "modisch"-spektakuläres will, dann besorgt er es sich auch. Alle die hier das hohe Lied der Zeitlosigkeit in der Architektur singen, werden schnell still, wenn ihnen ein Kollege statt eines maßgeschneiderten Eigenheims die Kopie eines barocken Bürgerhauses vorschlagen würde...natürlich ohne Isolierglasfenster, ausreichenden Wärmeschutz und den anderen Segnungen der zeitgenössischen Bauindustrie...alles in Handarbeit von spezialisierten Handwerkern errichtet, so wie man es seit hunderten von Jahren macht.