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10.09.2020

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Bauakademiedebatte geht weiter

Direktorenposition wird neu ausgeschrieben


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Der Stiftungsrat der Bundesstiftung Bauakademie hat beschlossen, dass die Position der Gründungsdirektion neu ausgeschrieben wird. So heißt es in einer Pressemitteilung, die das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat gestern Abend veröffentlichte. Weiter heißt es darin: „Die Stiftungsratsvorsitzende, Staatsekretärin Anne Katrin Bohle, und die in der Sitzung anwesenden Vertretungen des Bundesministeriums der Finanzen, des Auswärtige Amtes, des Landes Berlin, sowie die teilnehmenden Mitglieder des Deutschen Bundestages haben sich einvernehmlich dafür ausgesprochen, das alte Ausschreibungsverfahren aufzuheben. Grund ist ein Urteil des Landesarbeitsgerichts Berlin-Brandenburg vom 12. Juni 2020.“

In dem vorangegangenen Verfahren war verhandelt worden, ob es sich bei dem Direktor*innenposten um ein öffentliches Amt handelt mit Anforderungen an eine Qualifikation entsprechend der Ausschreibung. Oder ob es sich um eine Position einer privaten Stiftung handelt, bei der über die Bewerbung freier entschieden werden kann. Das Gericht befand, dass die Direktion der Bauakademie ein öffentliches Amt sei und die Auswahl deshalb nach strengeren Kriterien erfolgen und gut begründet werden müsse.

Dies dürfte auch der Grund dafür sein, dass der Stiftungsrat laut Pressemitteilung eine neue Findungskommission eingesetzt hat. In dieser seien sowohl Repräsentant*innen des Stiftungsrates vertreten, als auch Vertreter*innen aus den Bereichen Architektur, Bauwirtschaft, Ingenieurwesen, Wissenschaft, Handwerk und Bildung. Namen gab das Ministerium bis Redaktionsschluss auf Nachfrage nicht bekannt.

Dabei war es genau die Intransparenz des Verfahrens um die Stellenbesetzungen der Bauakademie und die Auswahl des SPD-Politikers Florian Pronold, die deutschlandweiten Protest und mehrere hundert Unterschriften namhafter Personen aus der Architekturszene und darüber hinaus provoziert hatte. Mehrere Klagen gegen die Entscheidung des Stiftungsrates waren die Folge, die Lage blieb unübersichtlich.

Der kaufmännisch-strukturelle und personelle Aufbau der Bundesstiftung Bauakademie hat indes zum 1. Juni 2020 begonnen, heißt es aus dem Ministerium. Die Anfang 2020 ernannte stellvertretende Direktorin Julia Rust vertritt die Stiftung bis zur Bestellung der Direktion insgesamt. Sie wird es nicht leicht haben, die Geburtsfehler der Stiftung in Bezug auf ihre Unabhängigkeit von der Politik mit all den Erwartungen an eine Institution mit fachlicher Strahlkraft in Einklang zu bringen. (fm)


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

5

auch ein | 16.09.2020 08:56 Uhr

architekt

lustig (oder tragisch...) ist ja eigentlich, dass man bereits eine organisatorische UND personelle Struktur aufbaut obwohl man noch nicht mal weiss, was oder wen man braucht.

und der "Gründungsdirektor" kommt dann Jahre NACH der Gründung.

EIne echte Politikgeburt.

Vielleicht sollte sich die Architektenschaft einfach zurückziehen, raushalten und der Politik eine neue sinnlose Spielwiese überlassen.
Mitten im Zentrum von Berlin......

4

Lutz Nachlass | 11.09.2020 09:05 Uhr

Gar nicht so einfach

Lieber Jürgen S., so einfache finde ich die Aufgabe eben nicht. Denn die neue Bauakademie wird eben keine "Bauakademie" mehr behausen, jedenfalls nicht im Schinkel'schen/Kaiser'schen Sinne. Und insofern glaube ich auch überhaupt nicht, dass Schinkel hier eine alte Form reproduziert hätte.
Sie haben aber recht, dass dies eher eine intellektuelle Frage ist. Praktisch würde ich sagen: Entweder ich baue die Bauakademie absolut orginialgetreu wieder auf und lasse mich auf ein Nutzungsexperiment ein: Wer kann diese Räume wie nutzen? Das entwickelt sich vielleicht erst über Jahre. Oder ich lege vorher eine Nutzung fest und baue dann, ganz neu oder neu interpretierend.

3

tiffys | 11.09.2020 08:57 Uhr

timemachine


...und genau deshalb einfach mal wieder ruhe in diese sache bringen und einfach mal gar nichts machen. das nicht handeln lässt der zukunft die möglichkeit, neues zu schaffen. die gegenwart würde sich genau damit dann auszeichnen - innere einkehr, konzentration auf das wesentliche. sinnhaften dingen aufmerksamkeit schenken, schwachsinnigen unternehmungen keine zeit mehr schenken...


...könnten wir das aushalten?

2

STPH | 11.09.2020 08:14 Uhr

Bauaka als permanente Revolte


So gesehen hatte der Organisierte Fehlstart sein gutes bevor diese uns totorganisieren konnte. Gedenken wir der opulenten Bauhaus100 Propaganda, die alle architektonischen pflänzchen organisatorisch plattgewalzt hat. So etwa auch im Vorfeld die Bauhaus.online Seite deren organisation immer schwächer war als ihr inhalt, der ihr von allen Seiten zuflog. Ähnlich gutes Leistungsverhältnis hat etwa die Architekturgalerie Aedes. Gegenbeispiel die staatlich totgeschleifte Baukulturdebatte. Freie Vögel meiden den Käfig.
Alle bis jetzt beteiligten der Revolte (siehe Thesenpapier) taugen bestenfalls als Stiftungssenat, auch finanziell und damit staatlich unabhängig. Ich rede nicht von historischen Steinen sondern von der Bauakademie die die generative Zukunft vorbereitet, etwa zunächst als Plattform. Das ist ja wohl die Aufgabe einer Bauakademie. Und wenn dieser Kern nicht lebt hilft auch ein Gebäude nichts. Das Bauwerk muss ausfluss dieser lebendigkeit werden wie der unglaubliche Vorgang ums Bauhausgebäude in Dessau.
Es geht um den Phönix aus der Asche und wir alle bis jetzt Beteiligten sind die Asche. Ohne dieses Selbst-verständnis keine Zukunft.
Dann ist es besser wenn es die Bauakademie garnicht gibt, nur Asche.

1

Jürgen S. | 11.09.2020 00:37 Uhr

es kann nur eine geben

Gut so, dann geht es vielleicht irgendwann mal los. Die beiden Unterschriften unter den Bildern zeigen jedoch schon das ganze Dilemma der 30 Jare alten Bauakademiediskussion: sich zu fragen, was "Schinkel heute hier" gebaut hätte ist einfach Unsinn, das muss man doch begreifen. Denn er ist seit bald 160 Jahren tot und Friedrich Wilhelm III auch und damit alle Anlässe, Kriterien, Einflüsse die zu diesem epochalen Bau geführt haben. Und wenn man sich doch aus akademischem Spaß auf diese Frage einlassen möchte, ist trotzdem die einzig mögliche Antwort: die Bauakademie natürlich, die er damals auch schon hier errichtet hat. Und wieso: "Eckturm wartet auf die neue Form der Bauakademie" - ja welche neue Form denn? Es geht um den Wiederaufbau und zwar als Idee, Konstruktion und Erscheinung. Wahrscheinlich ist aber unsere verquaste Generation einfach nicht in der Lage, geradeaus zu denken - erst recht nicht, wenn die Aufgabe eigentlich so einfach ist.

 
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Das Gerüst mit der Plane ist inzwischen entfernt. Ein einsamer Eckturm wartet auf die neue Form der Bauakademie.

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Was hätte Schinkel heute hier gebaut?

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