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15.03.2022
Der Herkunft tief verbunden
Diébédo Francis Kéré bekommt den Pritzker-Preis 2022
Immer wieder stand er auf der Liste der Favoriten, immer wieder ging der Kontinent Afrika, für den er steht, leer aus. 43 Jahre nach der ersten Verleihung des Pritzker-Preises erhält Diébédo Francis Kéré in diesem Jahr die höchste Auszeichnung auf dem Gebiet der Architektur.
Von Friederike Meyer
Dass der 56-jährige Architekt für seine Bauten in Afrika bekannt ist, erklärt sich aus seiner Biographie. 1965 in Burkina Faso geboren, musste Diébédo Francis Kéré schon früh seine Familie verlassen, um zur Schule gehen zu können, da es in seinem Heimatdorf Gando keine gab. In den 1980er-Jahren kam er mit einem Stipendium nach Deutschland, machte sein Abitur und studierte Architektur an der TU Berlin. Bereits im Vordiplom gründete er den Verein „Schulbausteine für Gando e.V.“ und sammelte 50.000 US-Dollar, um in seinem Heimatort eine Grundschule zu bauen. „Es ist nicht nur Leidenschaft und Engagement von Herzen, sondern auch eine Verpflichtung gegenüber meiner Dorfgemeinschaft, deren Teil ich bin“, sagte er 2014, als ich ihn in seinem Berliner Büro zum Gespräch traf.
Selbst nachdem er mit dem Serpentine Pavilion in London und dem Biennaleauftritt in Venedig international bekannt wurde, hat Kéré sich immer wieder seinem Heimatkontinent zugewandt. Erst kürzlich wurde der Startschuss für den Neubau des Goethe-Instituts in Dakar nach seinen Plänen gegeben. Vor wenigen Monaten wurde am Turkana-See in Kenia ein Campus-Gebäude eröffnet, mit dem IT-Knowhow in ländliche Gegenden Ostafrikas gebracht werden soll, und in Benin stellte er Pläne für einen Parlamentsneubau vor.
„Seine Gebäude“, formulierte die Jury in ihrer Begründung, „sind an den Boden gebunden, auf dem sie stehen, und an die Menschen, die sie nutzen. Sie haben Präsenz ohne Vorwand.“ Mit Kéré zeichnet die Pritzker-Preis-Jury nicht zuletzt auch eine Herangehensweise an das Planen und Bauen aus, die angesichts des Klimawandels als die vielleicht einzig Vernünftige gilt. Weit vor vielen anderen Architekten und Architektinnen hat Kéré örtliche Materialien verwendet, in der Kombination von lokalen Bautechniken und ingenieurtechnischem Wissen angemessene Lösungen entwickelt und Handwerker vor Ort entsprechend ausgebildet.
Eindringlich warnt Kéré vor unserer westlichen Hektik. „Wir arbeiten in sehr fragilen Gemeinschaften, die langsam aufgebaut werden müssen.“ Wer auf die Schnelle ein Projekt umsetzt, könne keine Strukturen zum Weiterentwickeln schaffen. Und dann sagte er noch: „Ich bin ein Macher. Ich kämpfe immer noch jeden Tag, dass die Dinge funktionieren.“ Auch diese Haltung, sollte er sie sich über die Jahre bewahrt haben, klingt vorbildlich in einer häufig von schönen Bildern und wohlklingenden Zuschreibungen dominierten Debatte über Architektur.
Zum Thema:
Im Jahr 2021 erhielten Anne Lacaton und Jean Philip Vassal den Pritzker-Preis. In den Jahren davor ging er an Yvonne Farrell und Shelley McNamara (2020), Arata Isozaki (2019) sowie Balkrishna Doshi (2018).Zu den Baunetz Architekt*innen:
Kommentare:
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Diébédo Francis Kéré gewinnt 2022 den Pritzker Architecture Prize der Hyatt Foundation.
Die Grundschule in Gando in Burkina Faso, gebaut 2001
Kérés Version des Serpentine Pavilion aus dem Jahr 2017 in London
Das Centre for Health and Social Welfare in Laongo in Burkina Faso, erbaut 2014; eines von vielen Gesundheitsbauten von Francis Kéré
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