Unscheinbare Produktionshallen waren gestern. Heute interessieren sich immer mehr Menschen für die Herkunft und Herstellungsweise ihrer Möbel, Lebensmittel und sonstigen Konsumgüter, die sie tagtäglich nutzen. Kund*innen wollen sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen und den Vorgängen verschaffen – je transparenter das Unternehmen, desto höher die Kaufbereitschaft. Damit steigen auch die Anforderungen an jene Bauten, die als Produktionsstätten dienen. Die Architektur muss sich hier vom rein funktionellen Charakter lösen und sowohl eine reibungslose Abwicklung ermöglichen als auch repräsentative Räume gewährleisten.
Wie dieser Spagat gelingt, zeigen unter anderem auch einige Beispiele aus dem BauNetz-Archiv. Während Dhooge & Meganck architects in Belgien einen streng symmetrischen, sakral anmutenden (Tempel-)Bau für die Produktion von Senf und eingelegtem Gemüse schufen, orientierten sich Trans architectuur bei ihrem Fabrikneubau an der umliegenden Wohnbebauung. Der Industriebau befindet sich schließlich inmitten eines Wohngebiets und beschäftigt Menschen mit Behinderung mit der Herstellung von Verpackungen für große belgische Chocolatiers. Doch nicht nur die Architektur der Lebensmittelindustrie kann sich zeigen lassen: In Chianti entwarf das Florentiner Büro MetroOffice Architetti für das französische Designermodeunternehmen Céline eine Produktionsstätte, die sich harmonisch in die Landschaft einfügt. Und 2019 präsentierten Swarovski ihre von Snøhetta geplante Manufaktur – das „Kristallatelier für das 21. Jahrhundert“. (tp)
Titelbild: Fabrik in Belgien von Dhooge + Meganck, Foto: Frederik Vercruysse