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22.09.2021
Zirkulär und Modular
Die Initiative „NOW - Bauwende Jetzt“ stellt sich vor
Die Initiative „NOW – Bauwende jetzt“ ist ein Zusammenschluss aus nachhaltigen Bau-Start-ups. Was sie auszeichnet? Konkrete Handlungsansätze, mit denen sie ein sofortiges und vor allem massives Umsteuern der deutschen Wohnungs- und Baupolitik fordert. Bei einem Pressegespräch am gestrigen Dienstag hat sich die Initiative samt ihrer Akteur*innen vorgestellt und klare Probleme aus der alltäglichen Praxis aufgezeigt. Unterstützt wird NOW von Architects for Future und vom Bund Deutscher Architektinnen und Architekten, der das Pressegespräch ausrichtete.
Einleitend verwies Johanna Wörner von Architects for Future auf ihre Petition, die im März 2021 dem Bundestag präsentiert wurde und sieben Forderungen für nachhaltigeres Bauen enthält. Vor allem das Hinterfragen von Abriss und die Förderung von kreislaufgerechtem Bauen wurden hier thematisiert. Im anschließenden Gespräch stellten die Start-Ups, die alle im Bereich nachhaltiges, zirkuläres und modulares Bauen und Sanieren tätig sind, ihre jeweiligen Ansätze vor. Lewin Fricke von Triq beschrieb beispielsweise, wie sich Projekte und Produkte mit preisgünstigem Schwach- und Schadholz entwickeln lassen. Er sprach Hürden an, denen sie als Entwickler begegnen und stellte die Notwendigkeit von digitalen Bauanträgen und kürzeren Bearbeitungsszeiten der Bauämter heraus. Emmanuel Heisenberg von ecoworks, die CO₂-neutrale Sanierungen im industriellen Maßstab anbieten, wies wiederum auf regulatorische Eingriffsmöglichkeiten hin. Denkbar wäre etwa ein mittelfristiges Verbot, Gebäude aus den niedrigsten Energie-Effizienzklassen zu vermieten – und damit den Sanierungsdruck zu erhöhen.
Die Materialfrage stellte auch Marvin Bradtke von Urban Beta, die modularen Neubau realisieren. Er forderte, dass das Zertifizieren von wiederverwendeten Werkstoffen erleichtert werden müsse. Auch Concular arbeiten an diesem Thema, in dem sie Architekt*innen und Bauherren mittels einer digitalen Plattform die Möglichkeit bieten, „Second-Hand-Baustoffe“ zu erwerben. Kürzlich gelang es beispielsweise, ein vollständiges Haus aus den 1970er Jahren für den Ab- und Wiederaufbau zu veräußern.
Annabelle von Reutern von Concular forderte in diesem Zusammenhang die Einführung einer Muster-Umbauverordnung für alle Bundesländer. Und Andreas Kunsmann von Polycare, die bei ihrem rückbaufähigen Konstruktionssystem vollständig auf den Einsatz von Bausanden und Zement als Bindemittel verzichten, mahnte an, Barrieren für neue Produkte aufzuheben und Prüfzeiträume zu beschleunigen. Das ebenfalls zur Initiative gehörende Start-Up carbonauten, das beim Pressegespräch nicht vertreten war, entwickelt Biokohlenstoffe und tritt für die vollständige Substituierung von erdölbasierten Materialien ein.
Im Vergleich zur letzten Bundestagswahl vor vier Jahren, wie Thomas Welter vom BDA, der die Veranstaltung moderierte betonte, seien nun konkrete Vorschläge auf dem Tisch, anhand derer ein politisches Umsteuern möglich sei. Es bleibt zu hoffen, dass diese auch tatsächlich Berücksichtigung finden werden. (kh)
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Andreas Kunsmann, Marvin Bradtke, Emmanuel Heisenberg und Annabelle von Reutern auf dem Podium ((v.l.n.r.)
Wiederverwendete Baustoffe kommen zurück in die Wertschöpfungskette