Seit dem Brexit-Votum ist Frankfurt berauscht. So beschreibt zumindest die Süddeutsche Zeitung die Reaktion der Stadt auf den bedauerlichen Entscheid der Briten. Frankfurt erhofft sich nämlich, London als Weltmetropole der Finanzbranche abzulösen. Oberbürgermeister Peter Feldmann soll sogar schon an die Themse gereist sein, um bei dortigen Bankern für den Main zu werben. Doch damit diese auch wirklich kommen, braucht es nicht nur ein paar hohe Bürohäuser in einer doch recht kleinen Stadt, sondern einen echt urbanen Lifystyle. Bis 2019 entsteht in Frankfurts Europaviertel nun ein Wohnturm, der erste Ansätze großstädtischer Dichte zeigt. Nachdem Magnus Kaminiarz & Cie (Frankfurt) 2014 den zugehörigen Wettbewerb gewonnen haben, ist ihr Projekt für den höchsten Wohnturm in Deutschland in die Realisierungsphase gegangen.
Der Grand Tower wird gemeinsam mit dem Einkaufszentrum Skyline Plaza den Auftakt der Europa-Allee bilden. Der rautenförmige Grundriss, raumhohe Verglasungen der über 400 Apartments und gläserne Balkonbrüstungen werden dem 172 Meter hohen Wohnturm zwei beliebte Charakteristika verleihen: Transparenz und Dynamik. Die ungewöhnliche Gebäudefigur ruft ein „Schwingen“ der Außenhülle hervor, das durch zusätzliche Loggienelemente bestärkt werden soll. Diese Tuben werden als passiver Sonnen- und Sichtschutz wirken und die Architektur betonen.
Dem klassischen Hochhausproblem verdunkelter Kernräume weichen die Architekten aus, indem sie Bäder, Gäste-Toiletten und Hauswirtschaftsräume entlang der Wand zum Ringflur orientieren. Dies ermöglicht für jede der Ein- bis Sechszimmer-Wohnungen maximales Tageslicht und Belüftung für die Wohn- und Schlafräume entlang der Fassade. Im siebten Obergeschoss wird der Turm für alle Bewohner Zugang zu der Dachfläche des zugehörigen Parkhauses bieten, die begrünt und gemeinschaftlich nutzbar ist. Für einen Sundowner mit besonderem Blick sieht der Entwurf noch eine Besonderheit vor: eine Terrasse im 43. Obergeschoss, ebenfalls für alle Bewohner zugänglich. Egalitär im Exklusiven also soll es zukünftig im Grand Tower zugehen. So etwas nennt man wohl Clubkultur und die ist dem Banker nicht fern, erst recht nicht demjenigen aus London. (sj)
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Sky | 17.09.2016 15:03 UhrMehr Wohnhochhäuser
Das Wohnhochhaus wird von vielen deutschen noch immer nicht als Wohnform akzeptiert. Frankfurt ist hier mal wieder allen anderen weit voraus. Hier entsteht endlich mal eine hohe urbane Dichte, wie man sie sonst in Deutschland nirgendswo findet. Auch architektonisch viel interessanter als die langweiligen Lochfassaden, die im ganzen Land entstehen.