Bereits 2011 wurde der Wettbewerb für das neue Fußballmuseum des DFB in Dortmund entschieden, da hatte der BVB gerade die deutsche Meisterschaft gewonnen. Als dann 2014 das Richtfest folgte, wurde Deutschland kurze Zeit später Weltmeister. Gestern wurde der Neubau von HPP Hentrich-Petschnigg & Partner aus Düsseldorf samt der Ausstellung von TRIAD aus Berlin eröffnet. Das Timing könnte nicht schlechter sein, steckt der DFB aktuell bekanntlich in einer tiefen Krise. Aber gut, manchmal läuft es eben im Fußball und manchmal nicht.
Als „Ballfahrtsort“ bezeichnen die Verantwortlichen das Projekt, das der „Fußballbegeisterung“ ein Zuhause geben soll. Sein eigenes Zuhause findet das Museum in einer wenig gastlichen Umgebung: direkt am Dortmunder Hauptbahnhof – zwar als Ergänzung der Kunst- und Kulturmeile, aber doch nur auf einem schmalen Grundstück, das von einer vielspurigen Hauptstraße begrenzt wird. Mit ihrer aufgeständerten Box, unter der sich der Vorplatz bis ins Innere des Gebäudes fortsetzt, lösen HPP diese schwierige städtebauliche Aufgabe überzeugend. Die Gestaltung der Außenräume stammt von club L94 aus Köln.
Die skulpturale Formensprache des Entwurfs soll dabei „Dynamik und Emotion des Sports“ nach außen tragen, doch beim realisierten Gebäude ist davon nur wenig zu spüren. Zumindest tagsüber wirkt die Verglasung des Foyers einfach zu massiv, als dass die Architektur in Bewegung käme. Die angeschnittene Stirnseite mit ihrer Medienfassade verspricht dagegen mehr: Das Prinzip des „Public Viewing“, das spätestens seit der WM 2006 die öffentliche Wahrnehmung des Fußballs in Deutschland prägt, wurde dadurch zu einem integralen Teil der Architektur.
Im Inneren geht das ursprüngliche Konzept hingegen auf. Das offene Erdgeschoss geht in die sogenannte Arena im Untergeschoss über, die für Wechselausstellungen und Veranstaltungen gedacht ist. Auch das gastronomische Angebot befindet sich hier. Die Dauerausstellung in den Obergeschossen erreichen die Besucher dagegen über Rolltreppen. Unterteilt ist diese in fünf Bereiche, von denen die „1. Halbzeit“ über die Deutsche Nationalmannschaft und die „2. Halbzeit“ über den Vereinsfußball auf das meiste Interesse stoßen dürfte. Größtes Exponat ist übrigens der Mannschaftsbus der Weltmeister von 2014.
Gibt es einen Aspekt, mit dem sich das neue Museum in die jüngste Geschichte des DFB einreiht? Wenn, dann vor allem mit dem überschaubaren Aufwand, der hier letztlich betrieben wurde. Der zentrale Erinnerungsort des deutschen Fußballs, er lässt an einen Zweckbau im Gewerbegebiet denken. Mit der Architektur von HPP hat dies nichts zu tun, im Gegenteil, ihr Entwurf hat das Beste aus den Vorgaben gemacht. Wohl aber mit einem Budget, das bei 36 Millionen Euro gerade mal einem gehobenen Spielertransfer entspricht. Das Geschäft kommt auch hier vor der Kultur des Spiels, so viel ist sicher. (sb)
Fotos: HG Esch
Zum Thema:
www.fussballmuseum.de
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Tine | 28.10.2015 11:09 Uhrschwebend?
Da schwebt nichts. Meine erste Assoziation ist: übergriffig. Vielleicht ein gutes Bild, wie Funktionäre einem Volkssport etwas überstülpen.
Aber ich frage mich auch, wie das in 20 Jahren wirkt?