Am vergangenen Freitag wurde in der Akademie der Künste am Pariser Platz in Berlin der Deutsche Städtebaupreis 2023 verliehen. In diesem Jahr kürte das Preisgericht das Werksviertel in München. Juryvorsitzende Marie-Theres Okresek lobte den Kulturstandort am Münchener Ostbahnhof als eines der „außergewöhnlichsten Projekte der jüngeren Vergangenheit“ und beschrieb dessen Ansatz als „beispiellos“.
Einst produzierte hier die Firma Pfanni. Nach jahrelanger, erfolgreicher Zwischennutzung als Kunstpark Ost legten Steidle Architekten (München) 2017 einen Bebauungsplan vor, der vorsah, auf Grundlage des Bestandes ein buntes, gemischt genutztes Quartier zu entwickeln. Seitdem entstehen auf dem Gelände ambitionierte und stadtbildprägende Bauten wie das Werk12 von MVRDV (Rotterdam) und N-V-O (München), das Werk4 von steidle architekten (München), das Werk17 von Hild und K Architektur (München/Berlin) oder der Neubau M8 - Work & Create von Oliv Architekten (München). Neben Steidle Architekten wurden auch Jühling & Köppel Landschaftsarchitekten (Nürnberg) als Entwurfsverantwortliche sowie die Bauherrschaft ausgezeichnet, die sich neben der Firma OTEC des Pfanni-Erben Werner Eckart aus acht weiteren Unternehmen/Akteur*innen zusammensetzt.
Die Aufforderung nach bewusst risikobehafteten Entscheidungen wurde am Abend der Preisverleihung immer wieder hervorgehoben. Nicht alles abzureißen sei eine der mutigsten Entscheidungen in der Entwicklung des Areals gewesen. Man habe die bestehenden Gebäudestrukturen nicht als Hindernis verstanden, erzählen Architekt Johannes Ernst und Landschaftsarchitektin Stefanie Jühling auf Nachfrage der BauNetz-Redaktion.
Neben dem „klassischen“ Städtebaupreis wurde in diesem Jahr der Sonderpreis unter dem Titel „Klimaanpassung gestalten” vergeben. Den Preis erhielt das Projekt Umgestaltung Mittleres Paderquellgebiet in Paderborn von WES LandschaftsArchitektur (Hamburg) in Zusammenarbeit mit INROS LACKNER (Bremen) und der Stadt Paderborn als Bauherrin.
Der Deutsche Städtebaupreis wie auch der Sonderpreis werden alle zwei Jahre von der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung vergeben. Gefördert wird der Preis, der mit insgesamt 25.000 Euro dotiert ist, von der Wüstenrot Stiftung. Aus 80 eingereichten Projekten erhielten neben den beiden Preisträgern weitere fünf Projekte eine Auszeichnung sowie sieben Vorhaben eine Belobigung. (sbm)
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Eine Übersicht aller ausgezeichneten Projekte ist auf der Website des Deutschen Städtebaupreises zu finden.
Im letzten Sommer widmete sich die Baunetzwoche#599 neuen, spannenden Kulturstandorten in München, darunter auch dem Werksviertel.