Der Deutsche Ingenieurbaupreis 2018 ist entschieden. Ihn erhält der Testturm für Hochgeschwindigkeitsaufzüge in Rottweil. Geplant haben ihn die Ingenieure vom Büro Werner Sobek aus Stuttgart in Zusammenarbeit mit Helmut Jahn. Zudem vergab die Jury unter Vorsitz von Annette Bögle zwei Auszeichnungen und vier Anerkennungen.
Mit der Auszeichnung rückt das Bundesbauministerium, das den Preis zusammen mit der Bundesingenieurkammer nach 2016 zum zweiten Mal ausgelobt hat, eine bisher wenig gefeierte Disziplin ins Rampenlicht. Denn während im Ausland die deutsche Ingenieurskunst sprichwörtlich ist, scheinen die Akteure hierzulande Wichtigeres zu tun haben, als sich, abgesehen vom Deutschen Brückenbaupreis, gegenseitig zu belobigen. Diese Vermutung legt zumindest die Tatsache nahe, dass lediglich 20 Projekte eingereicht wurden. Im Vergleich zu den Architekten steckt die Öffentlichkeitsarbeit der Ingenieure – das können wir von der Presse bestätigen – noch in den Kinderschuhen. Höchste Zeit also, dies zu ändern, denn nur wer trommelt, wird auch entsprechend wahrgenommen.
Zugelassen waren Ingenieurbauwerke und Ingenieurleistungen, die zwischen Januar 2015 und Februar 2018 fertiggestellt wurden. Die Auszeichnung geht nicht nur an die Ingenieure selbst, sondern auch an die Bauherren – allerdings nicht an die teilweise involvierten Architekten. Das Anliegen des Preises erklärt der Präsident der Bundesingenieurkammer Hans-Ullrich Kammeyer wie folgt: „Das Siegerprojekt zeichnet sich dadurch aus, dass es innovative Ingenieurbaukunst auch der Öffentlichkeit zugänglich macht. Und genau das ist es, was wir mit dem Preis wollen: Beeindruckende Ingenieurleistungen erlebbar machen.“
Der Testturm erfüllt diesen Anspruch mit einer eigenen Aussichtsplattform, und einige der anderen Projekte beweisen sich ganz selbstverständlich im Alltag der Menschen. In diesem Sinne zeigt die Bandbreite der Bauwerke, wo Ingenieure überall beteiligt sind. (fm)
Deutscher Ingenieurbaupreis 2018 (30.000 Euro):
- ThyssenKrupp Testturm in Rottweil; Ingenieurbüro: Werner Sobek Stuttgart AG, Stuttgart; Bauherr: ThyssenKrupp Business Services GmbH, Essen
Auszeichnungen (je 7.000 Euro):
- Straßenbrücke „Rotes Steigle“ über die A8 zwischen dem Kreuz Stuttgart und der Anschlussstelle Leonberg/Ost; Ingenieurbüro: Schlaich Bergermann Partner, Stuttgart; Bauherr: Regierungspräsidium Stuttgart
- Salzlagerhalle Geislingen an der Steige; Ingenieurbüro: Furche Geiger Zimmermann, Köngen; Bauherr: Staatliches Hochbauamt Ulm
Anerkennungen (je 4.000 Euro):
- Kraftwerk Lausward, Düsseldorf; Ingenieurbüro: Bollinger + Grohmann Ingenieure, Frankfurt a.M.; Bauherr: Stadtwerke Düsseldorf AG
- Lahntalbrücke Limburg BAB A3 Köln - Frankfurt; Ingenieurbüro: Konstruktionsgruppe Bauen AG, Kempten; Bauherr: Hessen Mobil, Wiesbaden
- Umbau Hauptbahnhof Chemnitz; Ingenieurbüro: BuroHappold Engineering, Berlin; Bauherr: Verkehrsverbund Mittelsachsen GmbH, Chemnitz
- Nachhallgalerie in der Staatsoper Unter den Linden, Berlin; Ingenieurbüro: Knippers Helbig Advanced Engineering, Stuttgart; Bauherr: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung undWohnen Berlin
Die Preisverleihung findet am 27. November in der Staatsgalerie Stuttgart statt.
Zum Thema:
www.dingbp.de
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peter | 22.06.2018 15:53 Uhrlahntalbrücke
die neue lahntalbrücke mit einem preis auszuzeichnen halte ich (zumindest aus baugestalterischer sicht) für eine absolutes armutszeugnis für den ingenieurspreis oder vielleicht sogar für die gesamte deutsche ingenieurszunft.
dort sind lediglich verschämte mini-bögchen mit unbeholfenen betonquadern auf plumpe stützen gestellt. im tal entsteht nichts als ein undefiniertes stützenwirrwarr, furchtbar unentschieden und ungelenk. wo bleibt die verbindung von form und funktion? die ästehtik des tragens? die ablesbarkeit des kraftflusses? mit bau- oder ingenieurskunst hat das absolut gar nichts zu tun! zum vergleich schaue man sich beide vorgängerbauwerke an. beide haben auf ihre weise in einer ganz anderen liga gespielt
da haben eher die bauklotzbrücken eines dreijährigen im kinderzimmer den deutschen ingenieurbaupreis verdient.