Voller Erfolg in dieser Woche für Hermann Kaufmann ZT (Schwabach) und Florian Nagler Architekten (München)! Mit ihrem Schmuttertal-Gymnasium im schwäbischen Diedorf haben die beiden Büros – die sich für das Projekt zur ARGE Diedorf zusammen geschlossen hatten – nicht nur den renommierten Deutschen Holzbaupreis gewonnen, sondern nun auch noch den Deutschen Architekturpreis 2017.
„Das klug und feinsinnig gestaltete Gebäude findet auf die wesentlichen ästhetischen, funktionalen und prozessualen Fragestellungen der Architektur durchweg überzeugende Antworten,“ lobte die Jury. Dass eine Schule in Holz – die noch dazu als Plusenergiehaus selbst wie ein kleines, dezentrales Kraftwerk funktioniert – ausgezeichnet wurde, darf sicherlich auch als politisches Statement verstanden werden – als Bekenntnis zu zeitgemäßen Bildungsräumen, Ressourcenschutz und nachwachsenden Baumaterialien. Das fällt gerade vor dem Hintergrund der letzten drei Runden des Staatspreises auf: 2011 und 2013 wurden Museen, 2015 eine Kirche prämiert.
Die Auszeichnung darf in diesem Sinne auch als Ansporn verstanden werden, mit überschaubaren Budgets herausragende und nachhaltige Schulen zu realisieren, wie Bundesbauministerin Barbara Hendricks betonte: „Der Schulbau bleibt in den kommenden Jahren eine große Herausforderung für Land und Stadt – ob Sanierung oder Neubau. Die angespannte Haushaltssituation vieler Kommunen erfordert dabei langfristig tragfähige Konzepte. Der Neubau des Schmuttertal-Gymnasiums Diedorf ist als Modellprojekt für ein Plusenergiehaus ein beeindruckendes Beispiel für zukunftsweisende nachhaltige Architektur. Hier werden offene Lernlandschaften umgesetzt, die das neue pädagogische Konzept der Schule ausgezeichnet befördern. Dank des hohen Vorfertigungsgrades konnte das Gymnasium als Holzskelettbau kostengünstig und schnell errichtet werden.“
Insgesamt 160 Einreichungen begutachtete die Jury, um anschließend den mit 30.000 Euro dotierten Preis, vier Auszeichnungen und sechs Anerkennungen zu vergeben. Mitglieder der Jury unter Vorsitz von Markus Allmann waren die Architekten Ruth Berktold , Nils Buschmann, Birgit Frank, Sven Fröhlich und Matthias Sauerbruch sowie Monika Thomas, Abteilungsleiterin Bau im Bundesbauministerium und Christopher Schwarz, Redakteur der Zeitschrift WirtschaftsWoche.
Die vier Auszeichnungen, die mit je 4.500 Euro dotiert sind, gingen an:
Darüber hinaus wurden sechs Anerkennungen vergeben, die mit je 2.000 Euro dotiert sind:
Der Preis wird seit 1971 alle zwei Jahre vergeben. Er versteht sich als Staatspreis und wird seit 2011 durch das Bundesbauministerium und die Bundesarchitektenkammer ausgelobt. Das Wettbewerbsverfahren führt das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) durch. Erstmals konnten diesjährig auch Projekte eingereicht werden, die im Namen der Bundesrepublik Deutschland oder überwiegend aus Zuwendungsmitteln des Bundes im Ausland fertiggestellt wurden.
Wer sich übrigens fragt, warum das Jahrhundertbauwerk von der Elbe nicht auftaucht, dem sei verraten, dass es bei Herzog & de Meuron unüblich ist, sich aktiv auf Preise zu bewerben. (gh)